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Eljot-Quent fuer Kolumne Hamburg

Reeperbahn Festival 2017: Eljot Quent mit Hamburger Attiitüde

Julia Henchen, 19.10.2015

Das Reeperbahn Festival startet am 20. September! Ihr könnt euch jetzt bereits Karten sichern: www.reeperbahnfestival.com

Beim Reeperbahn Festival gibt es jede Menge Newcomer, aber auch viele bekannte Bands. Aus den letzten Jahren haben wir noch ein Interview mit Eljot Quent für euch: “Die Leute sagen häufiger mal, dass man genau hört, mit welcher Musik wir in’ Hip-Hop eingestiegen sind.” Gut so, denn die Jungs von Eljot Quent machen ihn auch: diesen Hip-Hop mit Hamburger Attitüde.

Das Fundament ihrer Musik ist Hip-Hop und inhaltlich bewegen sich die vier Jungs dort, wo sie aufgewachsen sind, wo sie leben, was sie bewegt. Eben Hamburg.

Es ist Samstagabend in einem Hinterhof und in wenigen Stunden werden Eljot Quent hier ihr erstes Wohnzimmer-Konzert geben. Eigentlich findet das Konzert in einer Halle statt, denn es ist Reeperbahn Festival 2015. Nach dem Auftritt bei den Jungs und Mädels von Sofar spielen Eljot Quent ihren zweiten Gig an diesem Abend im Terrace Hill. Zeit haben Sie sich trotzdem genommen um mit mir über Hamburg, die Musik und ihr nächstes Projekt zu sprechen.  

Das Fundament steht. Die Einflüsse ihrer Musik sind dabei so vielseitig, wie die Jungs selbst. Privat trifft man Eljot Quent an unterschiedlichen Plätzen. Im Pudel, Knust, Park Fiction. Elektro, Punk, Rock oder Jazz. Und diese Offenheit spiegelt sich nicht nur ihrer Musik wieder.

Len: “Ja, das beeinflusst uns schon. Das macht das Projekt, glaube ich, auch aus.”

Müwie: “Auch inhaltlich. Nicht nur musikalisch, sonder auch von der Denke her.”

Len: “Gerade bei dem Song ‘Bin halt so’ fühlt man eine Punk-Rock Attitüde. Ob das jetzt Punk-Rock ist, oder nicht, so fühlt es sich an. Das Fundament ist immer Hip-Hop, aber es gibt Ausflüge in andere Musik Richtungen.”

Fünf Jahren ist es her. 2010 die Geburtsstunde von Eljot Quent, ihr Live-Debüt in einer, wie könnte es anders sein, Eckkneipe in Hamburg. Und in einer Stadt zu leben bedeutet auch, diese Einflüsse in den Texten zu verarbeiten.

Fogel: “Worüber wir reden sind ja gesellschaftliche Dinge. Ich glaube, das geht jemandem in Köln genauso, wenn er kein Geld hat. Sich über die Zeit zu wundern. Dafür muss man kein Hamburger sein. Aber klar, Kleinigkeiten kommen dann natürlich durch. In deiner Textstelle Len Wir arbeiten für die Miete, doch für Wohnraum ist kein Platz da’. Das ist natürlich hier in Hamburg ein großes Problem.”

Len: “Ich bin hier groß geworden, das ist ja wie Blut irgendwie und die Stadt ist ja jetzt auch nicht ganz verkehrt und hat auch ein paar schöne Wetter Tage im Jahr. Es ist einfach schön, hier zu leben.”

Müwie:” Für mich ist das auch der Humor in Hamburg. Ich glaube, der ist hier ein bisschen anderes als in anderen Städten. Trocken, patzig.”

Vom Sound und von den Einflüssen kommt bei den Jungs nicht nur Hip-Hop auf den Teller.

Fogel: “Im Endeffekt ist es dann natürlich schon Hip-Hop, klar. Aber ich glaube, die ganzen Einflüsse sind dann schon zu spüren. Mal mehr, mal weniger.”

Mike: “Ich denke zum Beispiel gar nicht im Hip-Hop. Ich denke mehr so im Rock und Funk und in Fusion-Krams.”

Fogel: “Ich kann zur Hafentreppe gehen oder ins Ahoi! und kann mir Punk anhören und dann gehe ich um die Ecke und bin im Pudel. Überall ist das so ‘du bist da und das ist cool’. Gemeinsam eine gute Zeit haben – das find ich gut.”

Im Mai 2014 erschien das zweite Album “Batman ist tot”. Neben der CD gab es auch eine limitierte Kassette und die Instrumente wurden weitestgehend selbst eingespielt. Len und Fogel produzierten und mischten selbst. Oft passiert es bei den Jungs, dass der Song fertig ist und dann nochmal nachproduziert wird.

Müwie: “Was ich geil finde: wenn man denkt, man hat schon einen Knaller gemacht und hat das aufgenommen. Dann sagt einer der Jungs, ich hab da nochmal daran gearbeitet und ich bekomme das dann zurück und der Beat ist neu und du denkst nur ‘krass’. Wenn der Song eigentlich fertig ist und sich dann nochmal komplett neu entwickelt.”

“Wir kündigen kein Datum  an, aber das Album wird anders klingen” sind sich Eljot Quent einig. Denn eigentlich ist eine Weiterentwicklung ja das, was ein Album und eine Band letztendlich ausmacht.

Len: “Man baut ja auf den Alben auch auf und hat dann auch viel erzählt und das dritte Album muss dann noch besser sein. Ich finde, dass macht es dann aus, um ein Level weiter zu kommen. Wir haben vor, eine EP zu machen, aber Fogel hat jetzt so viele Beats und ich habe Beats am Start. Das würde jetzt schon für ein Album reichen. Momentan sind wir langsam, was Texte angeht.”

Fogel: “Ist gerade echt viel. Also, dass ich ins Studio gehe und produziere und in viele Richtungen gehe. Auch mal andere Sounds, was wir ja eh schon immer gemacht haben. Nicht dieses klassische 90er bpm Hip-Hop Ding. Ich warte dann eben, schick das rum dann geht das so ‘ Daumen hoch, Daumen runter’ und dann weiß ich, ok, da kann ich weiter machen. Ja, und da fehlt jetzt quasi der nächste Stepp. Also das nächste Projekt ist wieder ein Album. Vielleicht wird das dann auch eine EP.”

Müwie: “Ja, wir lassen uns noch ein bisschen inspirieren.”

Die Jungs arbeiten dann viel vor. Produzieren Beats, schicken diese rum und treffen sich letztendlich im Studio.

Len: “Wir sprechen halt viel über das, was wir machen. Das Schreiben passiert dann erst mal alleine und dann bringen wir das zusammen. Das ist dann schon eine Gruppenarbeit. Klar, jeder ist verantwortlich für das, was er schreibt”.

Und was ist eigentlich das schönste, so als Musiker?

Len: “Die ersten Male dann die neuen Sachen zu spielen. Die neuen Songs zu spielen und zu gucken, wie das ankommt. Und wie sich die Songs dann weiter entwickeln”:

Fogel: “Es gibt viele schöne Momente, aber live spielen ist schon ziemlich toll.”

Zum Abschluss möchte ich von den Jungs ihre Top 5 Plätze in Hamburg hören – der schönsten Stadt der Welt.

Len lacht: “Zuhause? Zuhause ist auf der Eins. Dann das Studio.”

Müwie muss ebenfalls lachen: “Ich hänge ja gerne auf dem Bürgersteig in der Schanze rum.”

Ich muss schmunzeln: Du cornerst?

Müwie: “Ja, das habe ich früher auch immer gesagt, bis die Zeitung dass dann geschrieben hat. Jetzt nenne ich das stromern. Weil wir am Stromkasten unser Getränk abstellen.”

Fogel: “Park Fiction ist für mich auf jeden Fall ein Ort, wo ich gerne bin. Das schließt aber den Hafen für mich dann ein. In meinem Viertel bin ich gerne. Das Münzviertel. Da ist es sehr schön, auch wenn da gerade aktuell viel Polizei unterwegs ist.”

Müwie: “Koze.”

Fogel: “Ja, klar. Koze. Studio ist auf jeden Fall ein Ort, an dem man viel Zeit verbringt. Das ist zum Glück für mich um die Ecke. Das sind die Top drei jetzt.”

Müwie: “Jetzt kommt Mike mit den Top Two.”

Mike: “Ich hab einen Hund. Ich bin gerne im Park.”

Fogel: “Is das schon Poppenbüttel bei dir?”

Mike: “Poppenbüttel ist auch Hamburg, du Pfeife.”

Einer meiner Top 5 an diesem Abend ist definitiv das Terrence Hill, denn die Jungs beweisen, wie man die Meute zum kochen bringt. Danke dafür und bis zur nächsten EP ist es hoffentlich nicht mehr lange.

Das Album “Batman Ist Tot” gibt es hier!

Eljot Quent – Was Ich Fühle

 

Eljot Quent – Batman Ist Tot

Reeperbahn Festival Hamburg 2015, Bobbie Serrano, Foto: Marie-Theres Müller

Bildergalerie Reeperbahn Festival 2015 Hamburg

Julia Henchen, 28.09.2015

Das Reeperbahn Festival 2015 in Bildern. Was am Ende bleibt, sind tolle Fotos und das Gefühl, bei etwas Großem dabei gewesen zu sein. 

Wir freuen uns auf das Reeperbahn Festival 2016 und wollen euch die Impressionen von der Heißen Ecke an der Hein-Hoyer-Straße am Samstag nicht vorenthalten. 

 

Prinzenbar 2015, Foto: Nina Ivanov

Reeperbahn Festival 2015: Konzerte und die Kaugummischicht

Julia Henchen, 26.09.2015

Einlass-Stopp. Diese Nachricht ploppte in den letzten vier Tagen häufiger auf meinen Handy auf. Bei 30.000 Fach- und Festivalbesuchern aus aller Welt irgendwie total nachvollziehbar.

Wer die letzten Tage in die U-Bahn auf St. Pauli stieg, bekam vermutlich keinen Sitzplatz. Grund für den Platzmangel war das Reeperbahn Festival, welches von Mittwoch bis Samstag auf der sündigsten Meile Deutschlands sein zehnjähriges Jubiläum feierte. Zum Entdecken und Staunen gab es bei den rund 400 Konzerte in über 70 Clubs jede Menge. Newcomer aber auch alte Hasen begeisterten das Publikum auf dem Kiez.

Auch ticketlose Reeperbahn-Gänger konnten an den letzten Tagen den Kiez von seiner schönsten und buntesten Seite erleben. An jeder Ecke, an jedem Kiosk, an jeder Kneipe. Die Menschen um mich herum feierten und genossen das größte Clubfestival Deutschlands. Der künstlerische Austausch und die einzigartige Stimmung beim Reeperbahn Festival war zu spüren. Viele Musiker, Künstler und Veranstalter aus unterschiedlichsten Genres teilten sich in diesen Tagen die Bar- und Frühstücksplätze der 930 Meter langen Reeperbahn.

Werfen wir einen Blick auf das Reeperbahn Festival und die Menschen, die man trifft. Der Spielbudenplatz diente in diesen Tagen auch als Treffpunkt für unterschiedliche Führungen über den Kiez. Viele Veranstalter und Organisatoren von Festivals aus ganz Europa sind hier anzutreffen.

Im Docks, ein Konzertclub direkt am Rande des Spielbudenplatzes, treffe ich auf drei Veranstalter aus dem Süden -  dem Taubertal Festival, dem Rocco del Schlacko und dem Happiness Festival. Sie sind nicht zum ersten Mal zu der Musikmesse gefahren. “Natürlich freut man sich auch auf Hamburg, hat Meetings mit Bookern und schaut sich Konzerte an”, erzählt mir einer der Jungs, während im Hintergrund Wanda die dritte Zugabe gibt.

Auch vor dem Docks ist jede Menge Trubel, denn der ganze Spielbudenplatz bietet Essens- und Getränkestände neben den unterschiedlichen Outdoorbühnen. Marie, Matthias und Claudia stehen hier. Marie hat es im letzten Jahr so gut gefallen, dass sie heute wieder hier ist. Ihre Freunde sind das erste Mal dabei. Vor allem ist ihnen die gute Stimmung direkt aufgefallen. “Wir sind erst seit 30 Minuten hier, aber es ist super angenehm”, erzählt Claudia. Die Kunstangebote finden die drei besonders toll, auch wenn das Angebot fast zu umfangreich ist, um alles mitzumachen.

Heute wollen sie noch weiter ins Molotow zu Gabriel Rios, danach zu Leo Hört Rauschen. und zu Vierkanttretlager. Ach, und Egotronic im Übel und Gefährlich wollen sie auch noch sehen.

Bei so vielen Besuchern braucht es natürlich auch eine Menge Security, die für die Sicherheit sorgen. David, 21 Jahre jung, ist bereits das zweite Mal als Sicherheitsmann dabei. Das Publikum ist sehr angenehm, schlechte Erfahrungen hat er hier noch nicht gemacht. “In diesem Jahr sind mehr Besucher hier aber alles läuft organisierter ab”. Zeit, um sich ein Konzert anzuschauen, hat er leider nicht, aber mitten auf dem Spielbudenplatz ist das auch nicht nötig, denn hier kann er alles hören. Vor allem die Eröffnung vom Clubhaus mitzuerleben, war in diesem Jahr sein Highlight.

Auch die Seitenstraßen sind belebter denn je. In vielen Eckkneipen rund um den Kiez trifft sich Jung und Alt aus unterschiedlichen Ländern. So etwa auch Henni. Er ist 56 Jahre und sitzt auf seinem Stammplatz in der Hein-Hoyer-Straße 3. Nicht nur während des Reeperbahn Festivals, aber vor allem seit den Anfängen ist er hier dabei. Ab und an arbeitet er dann als Nachtwächter für Viva con Agua oder für andere Plätze, die in diesen Tagen einen Nachtwächter benötigen. Henni findet die Tickets aber auch etwas teuer und das Publikum hat sich geändert. “Jünger ist es geworden. Mit Alkohol können die auch nicht mehr umgehen”. Henni wohnt auf der Meile, treibt sich seit 43 Jahren hier rum. Auf nächstes Jahr freut er sich. Wie sich alles entwickelt, weiß man schließlich sowieso nicht, sagt er mir und nimmt die Würfel in die Hand um die nächste Runde zu spielen.

“Das war eine Kaugummischicht. Das sagt man hier so, wenn sie sich so in die Länge zieht und nichts los ist” (Henni über seine Schicht als Nachtwächter). 

Die Stammkneipe von Henni ist nur einen Katzensprung von der Heißen Ecke entfernt. Hier hat Viva con Agua, ein Netzwerk von Menschen und Organisationen, das sich für einen menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt, den Platz erobert und feiert eine Blockparty, die sich sehen lassen kann. Neben Getränken und Musik gibt es hier auch Kunst. Beim Betreten des Platzes fallen mir die Menschen auf, die nach oben zum Dach schauen. Das liegt an Bobbie Serrano, der hier während des Festivals die Wände oben vom Dach aus gestaltet. Auch für das Musikprogramm hat sich Viva con Agua etwas einfallen lassen.

Neben deutschen Hip-Hop Acts wie Sickless von wirscheissengold, Ok Kid, Megaloh oder Chefket können die Besucher hier auch den Kanadier The Lytics zuhören. Die vier Jungs zeigen, wie man eine Blockparty feiert. Menschen stehen bis auf die Straßen zur angrenzenden Sparkasse, um wenigstens etwas von den Jungs zu hören, denn der Andrang ist riesig. Auch Agnes treffe ich hier an der Bar. Agnes engagiert sich für Viva con Agua und bietet während des Festivals Touren an, um den Besuchern besondere musikalische Acts vorzustellen. “Besondern die St. Pauli Kirche hat eine tolle Atmosphäre. Kann ich nur empfehlen”.

Das Reeperbahn Festival braucht neben zahlreichen Besuchern natürlich auch freiwillige Helfer, die das ganze Möglich machen. So auch Tooh und Jana, die hier beim Reeperbahn Festival am Infodesk arbeiten. Alle Fragen der Besucher versuchen die beiden Mädchen zu beantworten. Sie sind das erste Mal dabei und würden sich gerne sofort für das nächstes Jahr wieder melden. “Es bringt sehr viel Spaß, für sein Ticket zu arbeiten”, erklärt mir Jana mit einem Grinsen im Gesicht.

Tooh: “Ich hatte jetzt drei Tage gearbeitet und konnte die ganzen vier Tage des Festivals besuchen. Heute finden auch die ganzen Highlights statt, die ich mir anschauen werde. Dotan, James Morrison und Leslie Clio.”

Das Reeperbahn Festival bot in den letzten vier Tagen wieder musikalische Highlights und glückliche Gesichter. Neben Auftritten von 5 Sterne Deluxe, Joris oder Wanda konnten die Besucher auch zahlreiche Newcomer entdecken und sich von der Musik treiben lassen. Wir dürfen gespannt sein, welcher Musik Act im nächsten Jahr zahlreiche Shows spielen wird. Bestimmt trifft man den ein oder anderen wieder hier auf der Reeperbahn zu einem Konzert an. Zum Abschluss der vier Tage gönnt man sich hier noch einen Schnaps, natürlich einen Mexikaner und freut sich auf das Reeperbahn Festival 2016.