Go to the top
Foto: Christoph Kurze

Einmal Abheben mit Rückflug-Garantie, bitte!

Gila Thieleke, 20.09.2012

Endlich ist es so weit! Mein erster Segelflug steht kurz bevor. Spannuuuuuuung! Fluglehrer Olaf hat mich für den Doppelsitzer eingeplant. 

„Heute haben wir Blauthermik“, erzählt er der Runde. Aha, Blauthermik. Ist das nun gut oder schlecht, frag ich mich. Der erfahrene Fluglehrer scheint meine Gedankengänge an meinen weit aufgerissenen Augen ablesen zu können. „Es sind kaum Wolken am Himmel, das macht es schwieriger für uns zu fliegen.”

Segelfliegen lässt sich einfach zusammenfassen: Kleine Kuh, große Kuh

Kurz darauf bekomme ich eine erste Einführung in die Bedienung eines Segelflugzeugs, denn direkt vom ersten Flug an steuert man selbst. Natürlich nicht die ganze Zeit, aber zwischendurch immer mal wieder. Also erzählt man mir: „Knüppel nach vorne heißt Du fliegst nach unten, Knüppel zu Dir hin heißt, Du fliegst nach oben.“ Höhenruder, Querruder, Seitenruder und zwei Fußpedalen …ohje, mir wird ganz schlecht. Im Kopf gehe ich alles durch. „Knüppel nach hinten heißt noch mal was??“, frage ich.

„Kleine Kuh, große Kuh“, antwortet Daggi, die Startleiterin des heutigen Tages. Dann herrscht völlige Verwirrung bei mir. „Na, Knüppel nach vorne heißt, die Kühe werden größer, Knüppel nach hinten bedeutet, die Kühe werden kleiner“, ergänzt Daggi. Ahaaaaa! Alles klar, das leuchtet ein.

Dann geht’s los. Ich bin an der Reihe. Olaf begleitet mich zur AK-13, legt mir den Fallschirm an und ich setze mich in den vorderen Sitz. Wir gehen eine Checkliste durch und warten schließlich auf das Startsignal – eine gefühlte Ewigkeit. Auf einmal geht alles sehr schnell, mit einem Ruck werden wir nach vorne gezogen – ich merke wie mein Herz anfängt zu rasen. Plötzlich heben wir ab. Wir sind in der Luft und es geht steil bergauf! Mit einer Geschwindigkeit von 60 bis 80 km/h rauschen wir in die Höhe. Immer weiter und weiter – ich habe das Gefühl es nimmt gar kein Ende, doch es geht immer steiler bergauf. Alles kommt mir sehr surreal vor. „Das ist kein Computer-Spiel! Das ist kein Computer-Spiel“, sage ich mir immer wieder. Diese Tatsache muss ich mir immer wieder bewusst machen. Voller Erstaunen schaue ich auf den Boden. Unter uns sieht man die A1 und in weiter Ferne den Hamburger Hafen. Zwischendurch teste auch ich die Bewegungen des Segelflugzeugs. „Kleine Kuh, große Kuh“ erinnere ich mich und fliege meine erste Kurve. Nach nur wenigen Minuten ist der Flug auch schon vorbei und Olaf legt eine glatte Landung hin.

Was für ein Erlebnis! Der Segelflug hat unglaublich Spaß gemacht. Geflasht und glücklich mache ich mich etwas später auf den Weg nach Hause. Ein Tag, den man nicht so schnell vergessen wird…

 

 

Flugschüler bei der Vorbereitung, Foto: Christoph Kurze

Flugplatz Boberg: Vorsicht, Leute! Der linke Flügel…

Gila Thieleke, 11.09.2012

Mittlerweile hatte ich Zeit, die ersten Eindrücke vom Tag auf dem Flugplatz Boberg sacken zu lassen. Fotograf Christoph und ich starten in Tag Nummer Zwei. Um zehn Uhr ist das erste Team-Meeting und der Fluglehrer verschafft sich einen Überblick über seine Flug-Schäfchen.

An diesem Sonntagmorgen haben sich ca. 20 Leute vor der Flughalle des HVL eingefunden. „Das läuft relativ spontan, wer kommt der kommt“, so Olaf Brückner, diensthabender Fluglehrer. Lediglich die Dienste für alle wichtigen Posten stehen bereits im Vorfeld fest.

Gemeinsam werden die Segelflugzeuge aus der Halle manövriert. Mit sechs Mann schieben wir den Doppelsitzer, die ASK-13 nach draußen. „Vorsicht, die linke Seite“, tönt es von draußen. Fast hätten wir den „Bergfalken“ um einen Flügel kürzer gemacht. Natürlich nur fast, denn alle sind bei der Sache und viele Helfer haben ein Auge auf die Flugzeuge. Denn: So ein Vogel kann schon mal eine Spannweite von 16 Metern haben; da ist Vorsicht geboten.

Wir haben Ostwind, der Startplatz wird also im Westen aufgebaut. Gestartet wird nämlich immer gegen den Wind. Am anderen Ende befindet sich die motorbetriebene Winde, an der stabile Stahl-Seile angebracht sind. Diese werden an den Segelflugzeugen befestigt. Über die Winde rollen sich die Seile auf, wodurch der Flieger nach oben gezogen wird. Ab einer  bestimmten Höhe löst der Pilot das Seil.

An diesem Tag sind viele Flugschüler dabei, darunter Fabian Schankin und Kevin Weber (siehe Foto). Fabian steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung, Kevin ist noch mittendrin, fliegt aber schon eine ganze Weile alleine wie mir erzählt wird. Anfänger müssen so lange im Doppelsitzer mit Lehrer fliegen, bis ihnen bestätigt wird, dass sie in der Lage sind alleine abzuheben. Diesen Punkt erreichen die Schüler bereits vor Beenden der Ausbildung – logischerweise, denn bei der praktischen Prüfung müssen sie ja auch alleine fliegen können.

Für den Flugschein sind um die 200 Starts notwendig. „Das variiert natürlich. Der eine schafft es schneller, der andere muss häufiger in die Luft“, so Fluglehrer Olaf, „das größte Problem ist die Zeit.” Flugbetrieb ist meistens dienstags, samstags und sonntags bei passendem Wetter. Geflogen wird zwischen April und Oktober. Bei vier Wochenenden pro Monat kann sich jeder ausrechnen, was das bedeutet. Zu den Schein-Nachweisen gehören unter anderem ein Gesundheitszeugnis, eine Theorie- und eine Praxisprüfung (60 Stunden Theorie und mindestens 70 Starts mit Lehrer im Doppelsitzer). Der Schein ist relativ erschwinglich. Rechnet man die Aufnahmegebühr, Mitglieds- und Prüfungsbeiträge usw. auf den Monat herunter, zahlt man ca. 80 Euro monatlich über einen Zeitraum von ca. zwei Jahren.

„Tennisspielen ist mit Sicherheit teurer“, sagt Olaf lachend.

Wie es auf dem Flugplatz Boberg weitergeht und ob Kolumnistin Gila sich tatsächlich in die Höhe wagt, erfahren Sie nächste Woche hier bei Kolumne Hamburg.

Bildergalerie zum groß klicken

 

 

 

 

Segelfliegen in Boberg, Foto: Christoph Kurze

Segelfliegen ist wie Fahrradfahren

Gila Thieleke, 29.08.2012

Segelfliegen: Eigentlich ein teurer Sport, dachte ich immer. Bis ich während der Themen-Recherche auf der Internetseite vom Flugplatz Boberg lande. Mit 500 Euro für 100 Segelstarts ist das Preisliche gar nicht so schlecht. Also wird nicht lang gefackelt. Telefon in die Hand und ab geht’s.

Es folgt das erste Telefonat mit Vereins-Präsident Dieter Gasthuber vom Hamburger Verein für Luftfahrt. Er gibt mir seine Email-Adresse für den weiteren Kontakt durch: „Papa, Romeo, Alpha, Echo… Delta, Bravo“, buchstabiert er. Ich versteh nur Bahnhof. „Bitte wie?” Dann dämmert es mir. Wir befinden uns im Funk-Alphabet und ich hab gleich den ersten Einstieg voll verpasst. Setzen, sechs, würde man in der Schule sagen. Wir können uns dann doch noch verständigen und ich düse auf einen bewölkten Samstag Morgen gemeinsam mit einem Fotografen zum Flugplatz Boberg. Wir werden freundlich empfangen. Wo anderorts Vereinsmitglieder verschlossen und distanziert reagieren sind hier alle freundlich und nett. Egal wo wir auftauchten, ruft man uns ein aufgeschlossenes „Mooooin“ entgegen.  Beim Startplatz sind mehrere Stühle und Bänke aufgebaut. Während einige Jugendliche in der Pilotenausbildung mit Segelfliegern in die Höhe schießen, sitzen die anderen bei Kaffee und Kuchen zusammen und schnacken. Gasthuber nimmt sich viel Zeit, erzählt uns kleine Flieger-Anekdoten, klärt uns über die Flugzeugtypen auf und bringt uns ein paar Basics bei.

“Segelfliegen ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nie”, so Olaf Brückner, langjähriger Segelpilot und Fluglehrer in Boberg. Ich blicke ihn ungläubig an. Noch ist mir nicht mal klar, wie man stundenlang in der Luft segeln kann, ohne herunterzufallen. Auch er nimmt sich viel Zeit für uns, fragt uns schließlich, ob wir nicht Lust haben einen Schnupperkurs zu machen.

Während ein 17-Jähriger gerade eine Landung hinlegt, blicke ich in die Höhe. Nur beim Zusehen wird mir schon ganz mulmig im Bauch. Der motivierte Fotograf Christoph stimmt sofort zu – ich hingegen bin noch am Hadern. Soll ich oder soll ich nicht? Das ist hier die Frage…

Hier geht’s zum HVL.