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Liebe Männer!

Schlappi auf Gaul

von Gila Thieleke, 03.10.2013

Was ist das nur, dass wir Frauen mittlerweile schneller die 20 Euro für die Getränke auf den Tresen knallen als ihr Männer „Porno“ denken könnt? Uns Frauen gehört die Welt. Wir bekleiden Führungspositionen (wenn auch leider meist schlechter bezahlt als unser männliches Pendant), wir dürfen wählen (juchuu!)…

… wir fahren geile Karren oder ein ebenso geschmackvolles Fahrrad, wir trainieren unsere Körper, ja wir bringen Regale an und schrauben auch Rohre auf wenn sie verstopft erscheinen.

Ich habe sogar mal das Auto eines Mannes in die Werkstatt gebracht  (hört, hört!). Als ich ihn bat, mein Rücklicht am Auto auszuwechseln, lachte er mich höhnisch aus und sagte in Babysprache: „Och, kann das Dutzi das nicht alleine?“ Nein! Dutzi möchte das auch nicht können. Wenn Dutzi nämlich auch noch anfängt, Autos aufzuschrauben oder Reifen zu wechseln, dann kann sie sich auch gleich ‘ne Frau als Mann suchen.

Liebe Männer, wir Frauen wollen gerettet werden! Das ist nichts Neues. Und ja, es stimmt – von einigen pseudo-emanzipierten Damen abgesehen – möchte die Frau als solches gerne zum Essen eingeladen werden. Warum? Nicht weil wir knauserig sind… die paar Kröten für einen guten Grauburgunder und unser Lieblings-Sushi kriegen wir auch selbst zusammen. Wir wollen eingeladen werden, weil ihr uns retten sollt. Ihr sollt der Ritter auf dem weißen Pferd sein (von mir aus auch der coole Typ im noch cooleren Ford – aber bitte ohne Kettchen und Sonnenbrille!) der das Essen zwar nicht erlegt, es aber zumindest monetär eintütet. Ihr könnt den Gentleman raushängen lassen und müsst dabei nicht mal die Knigge-Regeln einhalten (die kennt heutzutage nämlich sowieso kaum eine Frau).

Der Mann soll sicherlich nicht auf einen Essen-besorgenden Berg Testosteron beschränkt werden. Es ist nur so: Wir sehen euch nicht mehr jagen. Wenn ihr euch also ab und zu mal einen tollen Abend überlegt, uns ins Restaurant ausführt, nicht nur uns sondern auch unseren Mädels in der Bar ein Gläschen Prickelwasser mitbringt, uns die Heizung durchspült (oder wozu auch immer dieser Schlauch an die Gastherme angebracht wird) und uns Scheibenwasser im Auto nachfüllt (obwohl wir es selbst könnten), dann fühlen wir uns weiblich und es entsteht ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Klar, klingt das oberflächlich! Es ist oberflächlich! Hier werden männer- und frauenzuschreibende Attribute lapidar gegeneinandergestellt. Furchtbar klischeehaft. Bewunderung empfinde ich für Menschen mit der intellektuellen Größe, die Geschlechterrollen aufzubrechen und sich mit dem eigentlichen, tiefen Sinn einer Beziehung auseinanderzusetzen. Mit dem, was wirklich wesentlich ist zwischen zwei Menschen… oder einem Menschen-Haufen.

Dennoch sind genau diese banalen Dinge ein Thema da draußen. Und die tiefen, zwischenmenschlichen Gefühle, die uns dazu bringen eine Beziehung einzugehen, können gerne an anderer Stelle thematisiert werden. Hier geht es um ganz gewöhnliche Alltagsdinge.

Und wir? Tjaaaa. Also, wir kochen euch gerne euer Lieblingsessen – selbst dann, wenn es aus einem Berg Hackfleisch und Frittiertem besteht. Wir waschen mit Bravour eure Wäsche. Wir reden euch gut zu, wenn es in der Firma schlecht läuft. Wir planen den kulinarischen Teil eures Fußball-Abends mit den Jungs und geben uns redlich Mühe bei der Auswahl der besten Hot-Dog-Brötchen und besorgen sogar die guten Wiener Würstchen vom Schlachter wenn wir merken, dass es ein wirklich wichtiges Spiel ist.

Naja, und mit Sicherheit gibt es auch Frauen, die sich freuen wenn ihr eure Stinke-Socken nicht überall in der Wohnung verteilt. Klar, auch eine fertige Ladung Wäsche kurz mal aufzuhängen wenn die Dame des Hauses gerade nicht zugegen ist, wäre toll. Und wenn ihr uns ein vitaminreiches Essen zubereitet, dann sinken wir selig im Sessel zurück und freuen uns über die daraus resultierende Nahrungsaufnahme ohne auch nur eine Paprika waschen zu müssen. Zugegebenen, wir Frauen wollen, dass ihr diese ganzen „Männer-Dinge“ tut, aber wenn ihr ein bisschen was im Haushalt machen würdet oder mal kocht, wären wir euch dennoch dankbar. Jaaaaa, wir Frauen wollen manchmal sehr viele verschiedene Dinge, aber dann auch bitteschön mit der richtigen Dosierung.

Wir wissen, dass wir zuweilen etwas kompliziert sind. Trotzdem wollen wir nicht permanent die Hosen an haben und alles managen. Wenn wir Frauen auch noch den „Männer-Part“ übernehmen, dann nehmen wir euch einfach nicht mehr ernst. Nicht auf einer bewusst abweisenden Ebene. Sondern auf einer subtilen, unscheinbaren Ebene, auf der wir anfangen an den Stinke-Socken rumzunörgeln, obwohl die schnuckeligen vollgesifften Baumwoll-Genossen doch eigentlich gar nichts dafür können.

Liebe Männer, lasst euch eines gesagt sein: Wir wollen gerettet werden. Jeden Tag! Naja, zumindest jede Woche…