Kino-Ekel: Feuchtgebiete
von Gila Thieleke, 07.08.2013
Eine dicke, fette Fliege summt durch den Kino-Saal, ist immer wieder als überdimensionaler Schatten auf der Leinwand zu sehen – passt irgendwie zum Film. Eine Reihe vor mir sitzt eine Journalistin mit Block und Stift. Nur ein Mal sehe ich, wie sie die Seite umblättert – kurz nach Beginn des Films. Dann: Regungslosigkeit.
Feuchtgebiete ist die Visualisierung des vermeintlich Unvorstellbaren. Am Anfang denke ich “Einfach nur krank “. Ich muss dazu sagen, dass ich das Buch von Autorin Charlotte Roche nicht kenne und nur ein paar wenige Details vor Jahren erzählt bekommen habe. Regelmäßig blicke ich an die dunkle Decke des Vorführungsraumes, weil ich mir das oft sehr blutige Elend auf der Leinwand ersparen möchte.
Am Ende des Films macht sich Traurigkeit breit. Traurigkeit für ein Mädchen, dass sich – wie so oft bei vergleichbaren Figuren – eigentlich nur nach aufrichtiger Zuneigung und einem Stückchen heiler Welt sehnt.
Dieser Streifen ist nichts für zarte Gemüter. Die polarisierenden und provokant-widerlichen Szenen häufen sich so sehr, dass man leider den Blick für das Wesentliche verliert und unwohl auf dem großzügigen Sessel hin und her rutscht. Also Hut ab für die schauspielerische Leistung von Hauptdarstellerin Carla Juri.
Einige Besucher werden sicherlich die persönliche Ekel-Grenze überschreiten …oder immer wieder den Blick für die außergewöhnliche Kinodecken-Architektur schärfen. Ab 22. August können Sie sich entscheiden, zu welcher Gruppe Sie gehören.