Eine knappe Sternenstunde
von Kevin M., 20.02.2019
Das Gefühl von Geborgenheit, völlige Dunkelheit und Stimmen die man hört, aber nicht unbedingt versteht. Was klingt wie eine Beschreibung des wohligen Mutterleibes, ist in Wahrheit die Vorstellung “Das Phantom des Universums” im Planetarium Hamburg.
Der Koloss von Gebäude erstreckt sich im Stadtpark und trotzt Witterung und Hunde-Urin. Er bietet Schutz vor Kälte für die, die ihren Durst der Neugier mit Wissen löschen möchten. Oder denen die sich ganz einfach an Speisen und Getränken des Nordstern Cafés laben und gepflegte Toiletten schätzen.
Für erstere wartet der runde Sternensaal, nachdem man all sein Hab und Gut in dafür vorgesehene Fächer verstaut hat. In diesem steht recht mittig der leistungsstarke, kugelförmige Sternenprojektor mit etwa einem Meter Durchmesser. Die roten Sitze mit ihren dicken, weichen Polstern lassen sich mithilfe des Wohlfühlknopfes zu einer Liege umfunktionieren. Während die Augen schwer werden in diesen viel zu bequemen Sitzmobiliar, fachsimpeln die Techniknerds vor Vorstellungsbeginn noch über die Kosten und Leistungsstärker der atemberaubenden 20,6 Meter Durchmesser großen Sternenkuppel der Firma Spitz.
Die seichte und begeisterte Stimme des Universumsführers oder wie man das an einem solchen Ort galant bezeichnen möchte, bewahrt einem den Tiefschlaf. Zu allererst geht es nicht um das eigentlich Thema “Dunkle Materie”, viel mehr wirft man einen Blick auf den Hamburger Abendhimmel. Überraschend was man da so alles entdecken kann, von sämtlichen Tierkreiszeichen, über Hunde und Jäger, bis hin zum Planeten Mars. Nicht fehlen darf während der Vorstellung das Husten der anderen Teilnehmer, denn ein Raum voller Menschen, ohne dass einer den klassischen Ruf einer Erkältung vollzieht ,wirkt unglaubhaft.
Die Inszenierung ist gelungen und wirkt traumhaft, besonders bei der Simulation eines ländlichen Firmaments bei Nacht. All die wunderschönen Himmelskörper, Sternschnuppen, Planeten und die Milchstraße, lassen einen wieder realisieren das man ein kleiner Erdbewohner ist. Wortwörtlich wird man geerdet und vergisst seine kleinen Problemchen und genießt einfach die Schönheit der Natur.
Danach gibt es einen Film, in dem man das Gefühl hat mittendrin zu sein und teilweise hin und her zu schaukeln. Man ist auch hin und hergerissen, ob das der absolute Wahnsinn ist oder es einen Raketenstart des eigenen Frühstücks auslöst. Der Sound ist extrem laut eingestellt, wie der Lehrer den man damals hatte der dachte, wenn er die Kinder nur laut genug anschreit, werden sie schon die vermittelten Inhalte im Kopf behalten.
Im Video wird erklärt was dunkle Materie ist, wo und wie sie erforscht wird, unter anderem in der Schweiz in der Großforschungseinrichtung Cern. Dort wurde auch das World Wide Web erfunden, um Forschungsergebnisse über die Dunkle Materie schnellstmöglich mit Wissenschaftlern aller Welt zu teilen.
Und nach 45 Minuten war die Reise in die Astronomie beendet und ich muss sagen: Ich bin zwar jetzt kein Astrophysiker, aber ich kann mit gefährlichem Halbwissen um mich schmeißen. Hier eine Kostprobe: Meines Wissens ist Dunkle Materie etwas, von dem wir wissen dass es existiert, obwohl wir es nicht sehen oder messen können. Ungefähr so wie der perfekte Partner oder eine schnellwirkende Diät ohne JoJo-Effekt und Sport.
Wer mehr wissen möchte, sollte selbst mal das Planetarium Hamburg besuchen und auch für Astronomiemuffel ist es das Erlebnis auf jeden Fall wert.