Synchronschwimmmeisterschaft in Hamburg: Und alle zusammen!
von #ahh, 28.07.2018
Synchronschwimmen ist in Deutschland selbst unter den Randsportarten noch eine Randsportart. Bei den 24. Internationalen Deutschen Meisterschaften der Masters im Synchronschwimmen in Wilhelmsburg gab es daher zwei Fragen zu klären:
Wie synchron ist Hamburg? Und wie bitte funktioniert ein Solo in dieser Sportart?
Wer sich so richtig Ärger einhandeln möchte, sagt zu einem Synchronschwimmer: “Ach, du machst Wasserballett?” Denn die Zeiten, als grazile Damen noch nacheinander mit einem breiten Lächeln und einer Blümchenbadekappe vom Beckenrand gesprungen sind, gehören schon lang der Vergangenheit an. Synchronschwimmen ist eine höchst komplexe und höchst anstrengende Sportart. Die Aktiven müssen Tanz-, Turn- und Athletiktraining absolvieren. Dazu kommen natürlich Schwimm- und Ausdauertraining, bevor es überhaupt synchron ins Becken geht. Alldieweil hält sich die finanzielle Förderung des Nischensports euphemistisch umschrieben in Grenzen. Mit Synchronschwimmen kann man in Deutschland nicht reich werden. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, betreiben die Athleten ihren Sport voller Ehrgeiz und Leidenschaft. Bei den 24. Internationalen Deutschen Meisterschaften der Masters im Synchronschwimmen in Hamburg gab es eine der wenigen Gelegenheiten, sich national und international zu messen.
Titelkämpfe in Hamburg
96 Athleten aus 12 Vereinen waren vom 30. Juni bis zum 1. Juli aus ganz Deutschland und Frankreich angereist, um die Titelkämpfe unter sich auszumachen. Austragungsort der Meisterschaft war das Landesleistungszentrum Wasserball, das der Schwimmhalle Inselpark in Wilhelmsburg angegliedert ist. Für den Hamburger Schwimmverband war es die erste große Veranstaltung dieser Art seit acht Jahren. Denn auch in der Hansestadt ist Synchronschwimmen nicht alltäglich. “Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel Aufbauarbeit betrieben. Im Jugendbereich sind wir mittlerweile in der Lage, überregional anzutreten, was uns sehr stolz macht. Bei den Erwachsenen im Masters-Bereich, waren wir sogar schon auf Europa- und Weltmeisterschaften. Ich hoffe, die Mädels können sich heute gut verkaufen”, sagte Anna-Julia Meyer, Fachwartin der Sparte Synchronschwimmen im Hamburger Schwimmverband, vor Wettkampfbeginn.
Allein synchron
Dann fiel der Startschuss für die Soli. Moment. Solo – Synchron(!)schwimmen – wie passt das zusammen? “Ja, das überrascht viele”, erklärt Meyer und lacht. “In den Soli geht es um hohe technische Schwierigkeitsgrade, individuelle Interpretation der Musik und Ausdruck. Das geht sehr gut allein.” Der Modus der Wettbewerbe ähnelt indes dem der Eiskunstläufer: Zunächst wird eine Technische Kür geschwommen, bei der festgelegte Elemente gezeigt werden müssen. Dann folgt eine Freie Kür, in der es darum geht, dem Wertungsgericht all sein Können zu zeigen. Anschließend werden die Wertungspunkte aus Technischer und Freier Kür addiert, um die Siegerin (in selten Fällen auch Sieger) zu ermitteln.
Atemlos durch die Kür
Nach den Soli gingen in Wilhelmsburg die Duette und Gruppen an den Start. Besonders spektakulär wurde es am Samstagabend bei den Freien Küren der Kombination. Dieser Wettbewerb verbindet alle Wettkampfformen des Synchronschwimmens, also Solo, Duett und Gruppe, zu einer atemberaubenden Symbiose. Da katapultieren Schwimmerinnen ihre Team-Mitglieder bis zu zwei Meter hoch aus dem Wasser, tragen sie zu Hebefiguren auf Schultern und Händen und zeigen Bein- sowie Armchoreografien in rasender Geschwindigkeit. “Teilweise sind die Athleten bis zu einer Minute unter Wasser. Dann tauchen sie auf, lächeln, ackern über Wasser weiter, um zehn Sekunden später wieder abzutauchen. Das ist schon irre”, verrät Anna-Julia Meyer.
Lohn für die Mühen
Für sie und den Hamburger Schwimmverband wurden die 24. Internationalen Deutschen Meisterschaften der Masters im Synchronschwimmen zu einem großen Erfolg. Gold im Solo, Silber und Bronze im Duett und der erste Start einer Hamburger Gruppe seit über einem Jahrzehnt, zauberten einen zufriedenen Ausdruck auf das Gesicht der 36-Jährigen: “Das hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Es ist wirklich schön zu sehen, dass sich unsere harte Arbeit ausgezahlt hat und wir auf dem richtigen Weg sind.”