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Affordable Art Fair Hamburg: Andy Warhol, Foto: Thomas Hîpker 1981 90x60 cm

Affordable Art Fair: Kunst für die Seele

Gila Thieleke, 11.11.2015

Kunst ist eine Herzensangelegenheit. Schwer fällt manchmal das gedankliche Übertragen hinein in die eigenen Räumlichkeiten. Doch irgendwann kann man den Blick von der einen Skulptur, der einen Inszenierung nicht mehr lösen. In dem Moment, wo einen die Kunst in den Bann zieht, einen berührt – dann scheint es richtig zu sein. 

Die Affordable Art Fair bereichert zum vierten Jahr in Folge unsere Hansestadt. Affordable Art ist zeitgenössische Kunst, die man sich leisten kann. Die Preisobergrenze liegt bei 7.500 Euro. Doch auch für wenige Euro können Sie kleine Stücke erwerben.

Wirft man online einen Blick auf ausgewählte Kunstwerke, so wird bereits jetzt deutlich: Die Galerie verspricht wieder interessante und außergewöhnliche Stücke zu präsentieren.

Kunst empfindet nicht jeder gleich. Der eine wird inspiriert, während bei dem nächsten nur wenig oder nicht das persönlich intendierte ausgelöst wird. Das Werk in seiner Gänze zu greifen – das schafft man natürlich nur vor Ort und nicht ansatzweise über Fotos im Internet. Wandert das begehrte Stück in die eigenen vier Wände, ändert sich der komplette Kontext – die Kunst rückt in ein neues Licht.

Grafik, Skulptur, Malerei, und Fotografie von 75 internationalen Galerien werden in den Messehallen Hamburg aufwendig arrangiert. Wenn Sie auf eine Kunst-Ausstellung gehen, weil Sie sich tatsächlich vorstellen können, ein Stück zu erwerben, sollten Sie sich einige Fragen im Vorwege stellen:

Wo soll das Werk hängen oder aufgestellt werden, soll es farblich harmonieren oder auch bei Änderung des Wohnstils zeitlos in den Wohnraum passen?

Kosten: Wo liegen die Budget-Grenzen? Planen Sie am Besten auch einen realistischen Puffer ein, falls Sie sich vor Ort in ein Stück verlieben. Realistisch bedeutet: Machbar.

Kunst ist eine Herzensangelegenheit. Wenn Sie ein Werk nicht mehr loslässt – vielleicht sogar nachdem Sie die Galerie bereits verlassen haben – dann ist es richtig.

Affordable Art Fair: 19. November bis 22. November, Halle A3 (Eingang Lagerstraße)

 

Messehallen Hamburg

Ein Auto pro Minute: Helfen in den Messehallen Hamburg

Julia Henchen, 12.10.2015

Es ist Mittwochmorgen und ich mache mich auf den Weg in die Messehallen in Hamburg. Anfangs fuhr hier pro Minute ein Auto vor, um Spenden abzugeben…

Die Messehallen sind seit einigen Wochen Anlaufstelle für Kleiderspenden und jede Menge Helfer, um diese Spenden zu koordinieren. Und heute also auch ich.

Der Weg von der U-Bahn Station bis hin zum Epizentrum der Solidarität, wie Spiegel TV die Messehallen beschrieb, ist kurz. Gegenüber der JVA am Eingang stehen zwei Security, die vor allem den ankommenden Autos den Weg weisen. Auch ich durchquere das Tor.

Hier in den Messehallen überblickt Moritz Heisler, der Logistikchef, das Chaos. Und diesen Überblick zu behalten, war vor allem am Anfang wichtig. Denn zu Beginn fuhr hier pro Minute ein Auto vor, um Spenden abzugeben. So Heisler zu Spiegel TV.

Neben den Messehallen leben seit August 2015 auch Flüchtlinge. Hier ist Platz für rund 1.000 Menschen. Sie bekommen von den freiwilligen Helfern in den Messehallen ein Startpaket mit Kleidung, Schuhen, Hygieneartikeln und, wenn sie möchten, einen Koffer für die Weiterreise.

Und genau vor dieser Halle stehe nun ich. Um mich herum gibt es jede Menge Tische, auf denen Kleidung liegt und von unzähligen Menschen sortiert wird. Später erfahre ich, dass hier vorsortiert wird. Sofort bemerke ich, wie unterschiedlich die Helfer sind und fühle mich direkt willkommen und schreibe auf ein Stück Paketband meinen Namen. Danach begrüßt mich Anna. “Schön, dass du da bist.”

Nachdem mir Anna die Halle beschrieben hat, suche ich nach Thomas, der laut Anna eine rote Mütze trägt. Thomas schickt mich weiter zu Tanja, denn bei den Kinderklamotten wird momentan Hilfe benötigt. Also berichtet mir Tanja nun, wie das in den Messehallen abläuft.

“Ganz einfach”, erklärt Tanja, nimmt sich einen Karton von dem Tisch, der bis oben hin mit Klamotten voll ist und sagt: “Du nimmst dir hier eine Kiste, in der die Klamotten sind, die vor der Halle schon nach Größen vorsortiert wurden”. Ich kann kaum Schritt halten mit Tanja, denn schon läuft sie los und steht in Mitten von noch mehr Kartons und zeigt auf den Boden. “Danach suchst du in jedem Abschnitt, also hier bei den Kinderklamotten Kisten für die unterschiedlichen Größen. Vorne steht drauf, was drin ist. Also zum Beispiel hier Pullis oder Hosen”. Tanja, die ungefähr 55 Jahre alt ist, sieht mich mit einem Lächeln fragend an. Ich nicke: “Kapiert”. Ok. Also irgendwie war das gelogen. Wo muss ich nochmal meinen Karton holen und wo stelle ich ihn dann ab? Bevor ich Tanja fragen kann, ist sie schon wieder verschwunden. Also nehme ich mir eine Kiste voller Kleidern und versuche mein Glück.

Nach einigen Minuten Anlaufschwierigkeiten bemerke ich – gar nicht so schwierig. Kleiderkarton vom großen Tisch nehmen, einsortieren nach Größe und Kleidungsstück mit Karton zurück und einen Neuen holen. Langsam bekomme ich Routine. Gut, denn in diesem Moment entert eine Schulklasse die Kinderabteilung in den Messehallen. Luisa und Jana stehen nun neben mir und sortieren Kinderhosen. Die beiden lernen normalerweise an der Waldorfschule. Sie konnten sich aussuchen, ob sie arbeiten um zu spenden oder direkt helfen wollen. Sie entscheiden sich für die zweite Variante.

Der Kleiderberg ist scheinbar unendlich und die Arbeit endlos. Immer wieder kommen neue Klamotten zum Eingang der Halle um daraufhin in meinen Händen zu landen. Mehr als 60% der Deutschen glauben, dass Deutschland die Flüchtlinge gut verkraften könne. Hier in der Halle spüre ich das Mitgefühl und die Dankbarkeit durch jedes Kleidungsstück.

Ich verlasse die beiden Mädchen der 9. Klasse und lerne Rainer kennen. Rainer braucht Hilfe, um die ganzen Kleidungsstücke zu zählen. Rainer gibt mir einen Karton in die Hand, einen von denen, die ich gerade noch einsortiert habe.

“Also eigentlich brauchst du nur die Klamotten rausnehmen, zählen, vorne auf die Kiste die Zahl schreiben und dann hier abstellen”. Er zeigt dabei auf einen Wagen, auf dem schon drei volle Kartons auf den Abtransport warten. Wieder nicke ich. Diesmal habe ich es aber sofort verstanden. Irgendwie kennt man das jetzt auch.

“Kleiner Tipp unter Neuen. Mach 10er Stapel. Dann kannst du sie besser zählen und wenn dich jemand unterbricht, musst du nicht von vorne beginnen”.

Diesmal lache ich. Ich bin Rainer, der um die 71 Jahre sein könnte, sehr dankbar, denn alle paar Minuten möchte jemand von mir wissen, wo denn die Schneehosen für die Kinder hinkommen. Da ich mich hier mittlerweile wie zu Hause fühle, weiß ich natürlich, dass die Schneehosen und Winterjacken hinten links gelagert werden. Außerdem habe ich festgestellt, dass dünne Hosen für diese Jahreszeit besser zu den Schlafanzügen sortiert werden sollten. Diesen Tipp gebe ich direkt an Johanna weiter, die schon öfter hier geholfen hat. Viele Studenten und Rentner treffe ich hier an. Einige müssen noch zur Arbeit oder kommen von dort. Viele kommen, weil sie eben Zeit haben oder sich diese nehmen.

Thomas kommt zu unserer Station und bittet kurz um Ruhe. Er müsse jetzt los, bei Fragen sollen wir uns an Tanja wenden. Aber das Wichtigste sei sowie, dass jeder der geht, sich vorne abmeldet, dafür wird jemand Neues geschickt. Demjenigen erklärt man dann einfach, was man hier gemacht hat.

Klingt logisch, denn so kam vielleicht auch Rainer an seinen Tipp, denke ich mir. Ich staple weiter die Kinderklamotten. Diesmal Babystrampler. Und von winzigen Strampeler passen auch jede Menge in meinen Karton. Das teile ich Rainer mit. Der grinst nur und meint “Über 200 Stücke kommst du trotzdem nicht”. Kennerblick? Er hat Recht. Es sind 84 Babystrampler. Er hatte einmal über 200 Klamotten in einer Kiste. Aber so etwas ist selten. Rainer und ich verstehen uns und so fahre ich den schweren Wagen mit den zwölf Kartons zur nächsten Station in den Messehallen.

Bei Tim und Laura werden jetzt nämlich die vollen Klamottenkisten in ein System eingetragen. Danach werden sie auf Paletten gestapelt, einfoliert und warten dann auf den LKW, der sie in Hamburg zu einer der Anlaufstellen für Flüchtlinge bringt.

“Zu Beginn waren die Spenden nur für die Messehalle. Mittlerweile können alle 16.000 Menschen in Hamburg von der Kleiderkammer in den Messehallen profitieren”, erklärt mir Tim, während er die Zahlen, die ich vor drei Minuten noch auf den Karton kritzelte in den PC vor sich eintippt. Laura hilft mir dabei, die Kartons auf die Paletten zu hieven. Wow. Denke ich mir.

Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass auch ich nun wieder los muss. Zwei Stunden sind vergangen wie im Fluge. Ich melde mich vorne ab und schon steht Gerlinde vor mir, die mich ablöst. Ich erkläre ihr, dass sie am besten immer in 10er Schritten Klamotten auf den Tisch legt. Sie nickt und scheint das Prinzip verstanden zu haben. Ich verabschiede mich von Rainer “Vielleicht bis morgen”.

Beim Verlassen der Halle nehme ich mein Namensschild und klebe es an die Tür zu den gefühlt tausend anderen Schildern. Dieses Gefühl macht mich gerade sehr glücklich.

*Namen von der Redaktion geändert

 

Kid Simius in der Prinzenbar, Foto: Heiko Sehrsam

Happy Birthday! 10 Jahre Reeperbahn Festival

Julia Henchen, 18.09.2015

Der Kiez macht sich schick, denn das größte Clubfestival Deutschlands feiert in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum. Hamburg wird für vier Tage der Hot Spot des Landes – wenn Musiker, Künstler, Autoren, Veranstalter und Besucher den Kiez entern. 

Neben 400 Konzerten wird es auch ein Kunstprogramm und öffentliche Lesungen geben. Rund 70 Clubs auf der sündigsten Meile Deutschlands öffnen ihre Türen um ein Festival der Extraklasse zu kredenzen.

Das Reeperbahn Festival ist nicht nur ein Ort, an dem Kontakte geknüpft werden, sondern auch nationale und internationale Künstler entdeckt werden können.

Wer als Newcomer in einem der Clubs ein Konzert geben darf, hat meist eine steile Karriere vor sich. So konnten die Besucher der letzten Jahre Auftritte von Ed Sheeran, Ben Howard, Cro, Bon Iver, Milky Chance oder Kraftklub vor deren großem Durchbruch erleben.

In diesem Jahr sind Acts wie Wanda, Oddisee, Tom Klose, Adam Angst und Joris dabei. Joris Song “Herz über Kopf” wird im Radio bereits rauf und runter gespielt.

Neben Award-Verleihungen, Showcases und Diskussionsrunden werden auch in diesem Jahr wieder ausgewählte Filme gezeigt. Zum ersten Mal wird mit Künstlern, Präsentationen und Sessions “aus Finnland” ein besonderer Länderschwerpunkt gesetzt. Dabei soll nicht nur die Regionalität, sondern auch die musikalische Vielfältigkeit des Landes vorgestellt werden.

Das Reeperbahn Festival präsentiert sich zu seinem Jubiläum wieder einmal von seiner schönsten Seite, eben so spannend, wie die Entwicklungen in der musikalischen und digitalen Welt. Da bleiben nur noch die Worte am Ende: Wir freuen uns riesig! 

Trainerin Brigitte Ratzke mit ihren Schützlingen, Foto: Heidi Jerratsch

Mit Schminkpalette und Pinsel zur Goldmedaille

Heidi Jerratsch, 23.06.2015

Sich selbst schminken und plötzlich wirken die Lippen schmaler oder die Augen kleiner. Zum Glück gibt’s dafür Profis – und die haben sogar einen eigenen, internationalen Wettbewerb in São Paulo. 

Make-up auftragen, das kann doch jeder. Zumindest versuchen es täglich etliche Frauen und Mädchen an jedem erdenklichen Ort. Ob nun Zuhause, im Restaurant, auf der Arbeit oder mit Hilfe des Rückspiegels im Auto auf dem Weg zum nächsten Date; geschminkt wird, was das Zeug hält.
 Dass man beim Auftragen und Zeichnen einzelner Gesichtspartien aber eine Menge falsch machen kann, ist beim Routinekunstwerk am eigenen Gesicht nur den wenigsten bewusst.

Plötzlich wirken die Lippen schmaler, die Augen kleiner, die Nase dicker, oder man verwandelt gar den erzielten verführerischen Blick in einen schiefen.
 Ganz sicher in ihrem Handwerk sind dagegen natürlich die Profis, Kosmetikerinnen, die jeden Pinselstrich von der Pike auf lernen. Leonie König (19) aus Gießen und Vanessa Rock (18) aus Düsseldorf sind derzeit im zweiten und dritten Ausbildungsjahr und beherrschen ihr Handwerk so gut, dass sie nicht nur an Wettbewerben teilnehmen, sondern auch bei den letzten “world skills germany”, den 1. und 3. Platz belegt und sich damit für die diesjährigen “world skills” in São Paulo (Brasilien) qualifiziert haben.

Die “world skills” sind ein Berufswettbewerb, der mittlerweile zum 43. Mal stattfindet. Fünf Tage lang werden 1200 Teilnehmer aus über 50 verschiedenen Ländern in der größten Stadt Brasiliens um die Goldmedaillen in ihren Disziplinen kämpfen. Für die beiden Mädchen ein großes Event, für deren Trainerin, Brigitte Ratzke, Leiterin der Hair & Make-up Company in Hamburg, schon so etwas wie ein Heimspiel. Das zweite Mal ist sie nun sowohl als Trainerin als auch als Jurymitglied an den “world skills” beteiligt und möchte dieses Jahr erneut mit ihren talentierten Mädchen Ihre Kunst an Kopf und Körper in São Paulo unter Beweis stellen.
 Die Richtlinien der “world skills” sollen für jeden Teilnehmer von Anfang bis Ende gleich sein.
 Ob das Material, welches nur von einer Firma gestellt wird, die Modelle, die für die Massage, die Gesichtsreinigung, das Waxing, die Pedi- und Maniküre ausgewählt werden, müssen dieselben Bedingungen erfüllen, damit jeder die gleichen Chancen erhält. Ob nun extrem haarig oder nicht, Leonie und Vanessa wollen auf alles vorbereitet sein, geübt wird deshalb für den Extremfall schon Monate zuvor.

Aus Gießen und Düsseldorf angereist, bekommen die Mädchen an fünf Wochenenden vor den Wettbewerben von Brigitte Ratzke den letzten Schliff. Bei diesem intensiven Training gibt es außer pauken, massieren, cremen und schminken am Tag nur eine Mittagspause. Vanessa, die Drittplatzierte sitzt für Leonie, die Erstplatzierte und eigentliche Teilnehmerin in São Paulo Modell. 
Beim Make-up wird zwar viel aufgetragen, zu dick allerdings nie. Hinter dem für Laien bekanntem „Schminken“ versteckt sich ein ausgeklügeltes Vorgehen. Welche Farbe hat der Teint, wie stehen die Augen zum Nasenflügel und wie dieser zum Mundwinkel – all das bestimmt, wie die Augenbrauen gezupft, gezeichnet, wie das Rouge aufgetragen und welche Foundation gewählt wird. Was dann aus einem nahezu perfekt aussehenden Gesicht noch herauszuholen ist, zeigen Leonie und Vanessa beim Training.

Nach 15 Minuten Augenbrauen, 15 Minuten Grundierung und 15 Minuten Rouge ist das Tages Make-up der Marke geschminkt sein, jedoch ungeschminkt aussehen, fertig.

 Trainerin Brigitte Ratzke betrachtet kritisch jeden Pinselstrich von Leonie. Zunächst aus der Ferne, dann aus Lupen-Nähe.
 „ Sind die jetzt wirklich identisch“, fragt Brigitte Ratzke Leonie, als diese gerade mit den Augenbrauen zeichnen fertig geworden ist. Etwa 20 Sekunden verharrt Leonie mit gezieltem Blick vor dem Modell: “Ah, die linke ist ein Stück zu tief im Bogen.“ Hier handelt es sich ganz klar um Millimeterarbeit. „Das ist übrigens die richtige Herausforderung beim Wettbewerb,“ erzählt Brigitte Ratzke. „Alle die dort antreten werden, sind sehr gut, schließlich sind sie Erstplatzierte, deshalb kann es einfach nur noch um Feinheiten und damit um die Perfektion gehen.“

Der scheinbare Druck lässt die Mädchen, die beim Wettbewerb ein Alter von 22 Jahren nicht überschreiten dürfen, ganz gelassen. Sie vertrauen auf ihr Können und auf die Feinheiten, die Brigitte Ratzke ihnen in den Tagen vor dem Wettbewerb noch zeigen wird.
 Die Expertin ist dagegen schon ein wenig aufgeregt, der erste Platz ist heißbegehrt, Diskussionen innerhalb der Jury wird es geben, darin konnte sie schon Erfahrung sammeln. Es zeigt, dass jeder Teilnehmer mit Herzblut dabei ist und nichts anderes anstrebt, als den Sieg. „Go for Gold“ ist das Motto von Make-up Profi Ratzke, „ein anderes Ziel gibt es nicht“. 

 

Film Loce & Mercy, Foto: studio canal

Filmkritik: Beach Boys – Love & Mercy

Redaktion, 01.06.2015

Große Hits, gigantische Ideen, gnadenloser Druck von außen wie von innen – die beeindruckende Geschichte von Brian Wilson, dem musikalischen Genie der Beach Boys. 

Wir befinden uns im sonnigen Kalifornien der 60er Jahre mit einer Horde unterschiedlichster Musiker im Tonstudio. Wir sehen, wie der Kopf der Band, Brian Wilson, mit seinen Kollegen an dem neuen Beach Boys Album arbeitet: Mal solo, mal in der Gruppe. Erst ganz klassisch mit Konzertstreichern, dann wieder gewohnt im poppigen Surfer-Stil mit Keyboardern und Schlagzeug. Durchdrungen wird diese Szenerie von Sirenen, Hundegebell und Propellergeräuschen. Wir sind im siebten Kreativhimmel. Auf einmal fragt Brian in die Runde: „Äh, was denkt ihr. Kriegen wir ein Pferd hier ins Studio?“

So scherzhaft sie klingt, so ernsthaft dürfen wir seine Frage nehmen: Brian Wilson, angetrieben von einer höheren, musikalischen Vision für seine Band, befindet sich mitten in seinem Meisterwerk „Pet Sounds“ und ebenso in der schrägen, psychedelischen Deflationsspirale seines Geisteszustandes. Er ist einerseits begabt und erfolgreich wie die größten Künstler aller Zeiten, andererseits einsam und gefangen in einem Leben voll erdrückender Ansprüche durch die Außenwelt. Leidend unter dem steigenden Druck durch die eigenen, wachsenden, psychischen Probleme. Im Bann des scheinbar übermächtigen, perfektionistischen Vaters, dem er stets versucht gerecht zu werden und ihm gleichsam am liebsten entfliehen würde. Im ständigen Konflikt. Brian Wilson – schon früh auf der Suche nach der eigenen Identität. Das perfekte Opfer einer Karriere und all derer, die an ihr verdienen möchten…

Regisseur Bill Pohlad und die Autoren Michael A. Lerner und Oren Moverman lassen uns in LOVE & MERCY hinter die Kulissen des Gründers und Masterminds der Beach Boys schauen. Sie bringen uns das musikalische Genie als echten Menschen und legendären Musiker gleichermaßen näher, steigen tief in seine Gefühlswelten ein und zeigen uns ebenso tragisch wie komisch das wahre Leben des Brian Wilson. Dabei lösen sie sich galant vom klassischen Biopic-Weg, wie wir ihn von Dokumentationen über Musiker üblicherweise erwarten. Denn statt einer chronologischen Nacherzählung der Geschichte unseres Protagonisten zeichnen sie in zwei Erzählsträngen die beiden charakteristischsten Phasen von Wilsons Leben nach: Aus seiner eigenen Perspektive und die seiner Umwelt, erleben wir den jungen Brian in den 60er Jahren (Paul Dano), während der Hochzeit seiner schöpferischen Leistung und dem Beginn seines Kampfes gegen die psychische Erkrankung. Im Wechsel dazu erleben wir aus Sicht der Autoverkäuferin und seiner späteren Ehefrau Melinda Ledbetter (Elizabeth Banks) den erwachsenen Brian Wilson der 80er und 90er Jahre (John Cusack). Im Schatten seiner eigenen wirren Gedanken lebend und durch die Repression des Scharlatans Dr. Eugene Landy (Paul Giamatti) geistig und körperlich beeinträchtigt, findet Wilson mit Hilfe von Melinda zurück zu sich selbst – und damit zurück ins Leben. Pohlad, Lemer und Moverman führen uns durch einen Film voller Ruhm und Glück, Tragik und Trauer sowie Liebe und Erbarmen. Sie lassen uns mitfühlen, aber auch unerwartet viel mitlachen.

Die beeindruckende Biografie des ehemaligen Beach Boys liefert den Stoff für ein tragisch-komisches Drama. Die künstlerische Erzählweise des Regisseurs und der Autoren, gestützt durch eine gelungene Kameraführung und Filmoptik zieht den Zuschauer trotz zum Teil langatmiger Szenen in den Bann. Das schauspielerische Können der sorgfältig ausgewählten Rollenbesetzung macht die Geschichte schließlich zu LOVE & MERCY – einem interessanten, absolut sehenswerten Musikfilm. Nicht nur eine Empfehlung für alle Beach Boys Fans!

Filmstart: 11. Juni 2015

Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit, Foto: Piffl

Rezension: Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Redaktion, 18.08.2014

Wenn Stille und Einsamkeit unsere Sinne schärfen und uns die Welt intensiver wahrnehmen lassen…

Die britische Dramödie „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ von Produzent Uberto Pasolini („Machan“, „Ganz oder gar nicht“) handelt vom überaus korrekt lebenden Einzelgänger John May, der sich als Sachbearbeiter im Bestattungsinstitut um Verstorbene kümmert. Menschen, die (genau wie er auch) in völliger Isolation gelebt haben und deren Angehörige sich nicht auffinden lassen, bekommen von Mr. May (so wird die Hauptfigur im Film genannt, da „John“ keine privaten Beziehungen führt) ganz besondere Zuwendung. So schreibt der empathische Londoner anhand seiner aufwendigen Recherchen Trauerreden, die für den einen oder anderen Schmunzler sorgen und erscheint gleichzeitig als einziger Zuhörer auf den Beerdigungen. Alles im Leben des John May ist bis ins kleinste Detail geplant, doch dann bringt ein außergewöhnlicher Fall den routinierten Mr. May völlig aus dem Rhythmus.

John May lebt allein in einem kleinen Apartment. Mays Recherche, die fast schon an Detektivarbeit grenzt, regt zum Nachdenken an, aber nicht nur der Zuschauer durchdringt im Laufe des Films das Thema Einsamkeit, nein, auch John May lernt sich durch seine Arbeit besser kennen. Zu Beginn scheint das geregelte Leben des Londoners erfüllt zu sein, bis seine Abteilung geschlossen werden soll. Auch privat steht dem Protagonisten eine große Veränderung bevor, als ihm ein Obdachloser im Gespräch einen Denkanstoß gibt: „Wollen wir nicht alle eine Frau an der Seite, mit der wir gemeinsam schweigen können?“.

Warum der Titel im Deutschen geändert und nicht einfach nur übersetzt wurde, ist nur schwer nachvollziehbar, denn der Name „Still Life“ (übersetzt: Stillleben) trifft den Kern des Films mehr als gut. Ein Stillleben, wie man es aus der Kunst kennt, bezeichnet die Darstellung toter bzw. regloser Gegenstände. Tot, reglos, still sind Adjektive, denen man im Film häufig begegnet. Klar, dass Produzent Pasolini mit Standbildern und einfachen Kameraeinstellungen diese Einsamkeit unterstreichen will. Viele Dialoge darf man in dieser britischen Produktion nicht erwarten, dennoch gelingt es Eddie Marsan („Happy-Go-Lucky“, „Sherlock Holmes“) durch Mimik und Gestik die Gefühlswelt der Hauptfigur emotional und authentisch zu vermitteln. Einsam ist die ansonsten melancholische Storyline auf jeden Fall nicht: Charmante Momente schmücken die tragische Geschichte des Mr. May aus.

Nach „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“, wird sich der eine oder andere Kinobesucher essentielle Fragen zum Thema Einsamkeit stellen und die Stille definitiv durch eine andere Brille betrachten.

Filmstart: 4. September 2014

Die Schöne und das Biest, Foto: Concorde Filmverleih

Rezension: Die Schöne und das Biest

Heidi Jerratsch und Sebastian Buhrau, 30.04.2014

Ein dickes, altes Buch öffnet sich, und aus purpur roten Lippen ertönen mit flüsternder Stimme die Worte: „Es war einmal…”. Zwei Kinder, die im Nachthemd auf ihrem Bett sitzen, lauschen dem legendären Märchen von der Schönen und dem Biest.


Es ist die altbekannte Liebesgeschichte, in der es neben den großen Gefühlen auch um Wertschätzung geht, die Regisseur Christophe Gans hier mit atemberaubenden Bildern, Special-Effects und Starbesetzung neu verfilmt hat. André Dussollier (“Vidocq”), Léa Seydoux (“Inglourious Basterds”), Vincent Cassel (“Pakt der Wölfe”) und die deutsche Schauspielerin Yvonne Catterfeld (“Gute Zeiten, schlechte Zeiten”) glänzen in der französischen Neuverfilmung mit ihrem schauspielerischen Können.

Die Handlung spielt wie auch in der bekannten Buch-Vorlage (Autorin Gabrielle-Suzanne de Villeneuve) im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Gans hält sich bei seiner Umsetzung an das französische Volksmärchen, bringt zusäzlich viele eigene Interpretationen mit ein. Ausnahmslos wird der Zuschauer in malerische Kulissen von Städten, Wäldern und Ruinen geleitet. Gans arbeitet jedoch zum größten Teil mit Animationen, die dem Film einen Teil seiner märchenhaften Persönlichkeit nehmen. Die zu Beginn gut dargestellte Handlung zieht sich nach den ersten 20 Minuten unnötig in die Länge. Dabei werden die Verhältnisse innerhalb der Familie zu detailreich dargestellt. Positiv ist aber, dass dadurch die enge Bindung zwischen Belle und ihrem Vater herausgearbeitet wird.

Bei der Liebesgeschichte, die sich zwischen Belle und dem Biest entwickeln soll, wurde auf Langatmigkeit verzichtet. Leider aber so sehr, dass es in der Darstellung dieser Beziehung an Tiefe und Emotionalität fehlt. Der Höhepunkt des Märchens – die Verwandlung von Furcht und Abneigung in Liebe – kommt somit ein wenig lau daher. Zusätzlich geht der tiefe Griff in die digitale Trickkiste auf Kosten des Märchenhaftem und stellt die Liebesbeziehung zu sehr in den Schatten. Dadurch wirkt das Happy End aufgesetzt und kitschig.

Aus der Menge bereits erschienener Verfilmungen sticht Christophe Gans mit seiner Version nicht heraus. Für Familienabende und Freunde hochwertiger Computergrafiken ist „Die Schöne und das Biest“ jedoch eine willkommene und sehenswerte Abwechslung. Machen Sie sich ab 1. Mai selbst ein Bild, wenn der Streifen in die Kinos kommt.

Die neue Partyreihe "Blitzlicht" geht in Hamburg an den Start, Foto: Blitzlicht Projekte

Lässigkeit meets Glamour: Eventreihe “Blitzlicht”

Gila Thieleke, 29.01.2014

Eine neue Partyreihe geht an den Start. “Blitzlicht” soll die Lässigkeit der Musikbranche mit dem Glanz einer Roter-Teppich-Veranstaltung vereinen.

Das Besondere an der Party: Es werden interessante Gäste aus der Musikszene und Eventbranche erwartet, Fotografen und Kamerateams. Gleichzeitig legen die Veranstalter Wert auf eine lockere und entspannte Atmosphäre. Aufgesetztes Gehabe ist hier fehl am Platz. Gekrönt wird das Ganze durch eine unschlagbare Location: Das IndoChine an der Elbe. Eine coole und entspannte Glamour-Party könnte eine interessante Kombi werden, die man in der Form noch nicht oft erlebt hat.

Für den richtigen Sound sorgen am 1. Februar DJ Jerry Jay (aktuelle Single “Duck Heels”) und DJ Static von den VIBEKINGz. Die Jungs produzierten Maliq, Bahar und TQ – aktuell sind sie mit Nitro in dem Film “Fack Ju Göhte” vertreten.

In den letzten Wochen gingen gezielt Einladungen raus, für Spontane gibt es Karten an der Abendkasse. DJ Static: “Die Party soll keine Massenveranstaltung werden, sondern ein Event, das Lust auf mehr macht. Prominente Gäste sind für uns alle unsere Gäste. Es werden aber einige bekannte Gesichter dabei sein”. Die Partyreihe wurde von der Agentur „Blitzlicht Projekte“ und Alexandra Jacobsen sowie Julia Schmiedebach ins Leben gerufen.

Wir heißen “Blitzlicht” willkommen und sind gespannt auf das Debüt. Weitere Infos gibt’s bei Blitzlicht Projekte.

 

Ein Kerzenlicht für Kinder, Foto: C. Bender-Saebelkampf (www.pixelio.de)

Ein Kerzenlicht für Kinder – besonders nach Weihnachten

Gila Thieleke, 16.01.2014

In der Weihnachtszeit werden Spendenaktionen ganz besonders beworben. Abgemagerte Kinder mit großen, braunen Augen blicken traurig in die Kameras. Mit fragwürdigen Mitteln erregen Hilfsorganisationen das Mitleid der Menschen…

Die klassischen Spendenkampagnen wählen einen fragwürdigen Weg – notleidende Kinder werden instrumentalisiert, damit der Betrachter aus Mitleid Geld spendet. Effekthascherei statt Ehrlichkeit und wichtiger Hintergrundinformationen. “Bedürftige Kinder brauchen das ganze Jahr unsere Hilfe, nicht nur zu Weihnachten”, gibt Günter Ehnert, Initiator der Aktion “Kerzenlicht für Kinder”, zu bedenken.

Die Aktionsgründer werden von Prominenten unterstützt. Schauspielerin Yasmina Filali und Ehemann Thomas Helmer sowie Tänzerin Christine Deck setzen sich unter anderem für die Kinderkrebsstation am UKE ein. Tragisch inszenierte Bilder findet man auf den Spenden-Webseiten jedoch nicht.

Authentisch und mit viel Herzblut sind Günter Ehnert und die Schirmherren für die Notleidenden im Einsatz. Ehnert: “Meine Frau und ich konnten das Leid schwerkranker Kinder nicht fassen. Bereits vor fast 20 Jahren entschieden wir uns deshalb, etwas von unserem eigenen Glück weiterzugeben und zu helfen.”

Zur Aktion: Der Spender unterstützt mit fünf Euro und einer oder mehrerer symbolisch gekaufter Kerzen die Pädiatrische Hämatologie des Universitäts-Klinikums Hamburg-Eppendorf. Der Erlös fließt in medizinische Neuanschaffungen auf der Station, in Forschung und Soziales. Transparenz ist Initiator Ehnert besonders wichtig. Die eingehenden Spenden erscheinen auf der Internetseite Die Kinderkrebsstation.

Die Aktion endet vorerst am 5. April 2014 – der Tag, an dem abends im Hotel Atlantic zum 17. Mal die Benefiz-Gala “Blauer Ball” stattfindet. Ehnert wurde 2008 für seinen unermüdlichen Spenden-Einsatz das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Silvester im East Hotel Hamburg

Kunterbunter Silvester-Knaller im East Hotel

Gila Thieleke, 01.01.2014

Party-Alarm! Mein erstes Silvester im East. Mehrere hundert Leute feiern die Jahreswende in dem bekannten Design-Hotel am Hamburger Kiez. Als meine Feier-Garde und ich gegen halb elf nachts ankommen, ist im Restaurant noch reger Betrieb und die Gäste zelebrieren das Menü mit Champagner.

Noch vor Mitternacht wird der Bereich in eine große Tanzfläche umgewandelt, die Musik und der Bass hochgedreht und so als ob jemand den „Party-Button“ gedrückt hätte, wandelt sich binnen weniger Sekunden die gemütliche Cocktail-Stimmung in eine einzige Mega-Party.

Damen in eleganter Abendgarderobe raffen die feinen Seiden-Röcke hoch, die Herren der Schöpfung in Smoking oder Anzug lockern die Fliegen und Krawatten, Jungs und Deerns krempeln die Hemds-Ärmel hoch. Mit den Händen in der Luft wird zu guten alten Klassikern und aktuellen Chart-Songs ordentlich abgedanct. Ob man sich kennt oder nicht – völlig egal – um Mitternacht fallen sich die Menschen in die Arme. Ob Wodka-, Whiskey- oder Gin-Trinker….Das alles spielt jetzt keine Rolle mehr. Alle vereint der Wunsch nach einer bunten Sause in die nächste Saison. Alte Freunde gehen, neue Freunde kommen hinzu und die East-Mitarbeiter verteilen passend zum Thema leckere Berliner. Richtig klasse ist die bunte Mischung der Leute. Von frech-lässig-cool bis glamourös seriös ist hier alles dabei.

Die tolle Vielfalt der Menschen in einer unschlagbaren Location macht den unverwechselbaren Charme einer Feier im East Hotel aus.

Nach einer durchtanzten Nacht sind wir um mehrere Erfahrungen reicher: An Silvester lässt man hier das Jahr in entspannter Gesellschaft, mit sehr gut gemachten Drinks und durchtanzten Schuhen hinter sich. Und startet mit bombiger Stimmung ins folgende Jahr. Erst in den Morgenstunden verlassen wir das Hotel – und eines ist ganz sicher: Wir kommen wieder.

Danke an das ganze Team für die tolle Party. 2014, wir freuen uns auf Dich!