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,,still just in your head '' von Darko C. Nikolic/ Affenfaust Galerie (Affordable Art Fair), Foto: Kolumne Hamburg

Still just in your head! Darko Caramello Nikolic

Redaktion, 18.11.2018

Es verkörpert Ordnung und Bewegung und gleichzeitig Chaos und Stillstand. Es ist faszinierend und verwirrend, je länger ich es betrachte. Die Farben Lila und Grün sind kalt und melancholisch, fast giftig und gegensätzlich. Die Formen wirken unterschiedlich obwohl sie gleich sind. Ein Bild, das mich ganz konfus zurücklässt.

Das Werk, das ich hier beschreibe, ist von Darko Caramello Nikolic und stammt aus der Reihe ,,still just in your head”. Die Anordnungen machen das Bild so besonders, durch die Dreiecksform in der Innenseite entsteht ein 3D Effekt. Der Hamburger spielt vor allem mit Farben und Formen: “Die bestehen eigentlich nur aus Gefühlen und die Form ist ein bisschen wie die Logik verortet. Und so arbeiten die Dinge manchmal miteinander und manchmal gegeneinander“, erzählt Darko im Interview mit NDR-Kultur.

Geboren in Göttingen, lebt und arbeitet er in unserer Hansestadt, ist bekannt für seine farbenfrohen Kreationen, die mich auf der diesjährigen Affordable Art Fair besonders begeistert haben. Eines seiner Talente in jungen Jahren war es, im Schutz der Dunkelheit in den Gassen der Stadt außergewöhnliche Graffiti zu sprayen. Was ihm – sanft formuliert – auch mal Schwierigkeiten einbrachte. Also tauschte er die Sprühdose gegen den Pinsel und hat sich über die Jahre einen Namen gemacht.

Nach seinem Studium zum Grafikdesigner an der HTK in Hamburg, arbeitete er zunächst als Freischaffender und Illustrator bis er 2016  als Vollzeitkünstler durchstartete. Seine Ideen legt er seit sieben Jahren in Quadrate, Dreiecke und Rauten – präsentiert sie in den unterschiedlichsten Variationen. Komplizierte Werke mit einfachen Strukturen reizen den Maler, dafür lässt er sich an verschieden Orten von Mustern jeglicher Art inspirieren.

Als Installationskünstler nutzte er bereits zahlreiche deutsche Gebäude und Plätze als Projektionsfläche seiner Kreativität. Er ist auf nationalen Kunstmessen präsent  wie der Art Muc und der Millerntor Gallery. Er nimmt regelmäßig an zum Teil auch urbanen internationalen Festivals teil. Urban bedeutet schon lange nicht mehr nur großstädtisch. Es beschreibt einen liberalen Lifestyle, eine offene Denkweise.

Diese wird auch in der Affenfaust Galerie in Sankt Pauli gelebt, wo Darko ausstellt. Sie steht genau für diese eigene, freie Lebenskultur, abseits von Mainstream und gesellschaftlichen Zwängen. Von Graffiti über Streetart bis hin zur Fotografie ist hier fast jede Art von Schöpfung zu finden. Auch Kolumne Hamburg war immer wieder vor Ort, zuletzt als der deutsche Rapper Samy Deluxe Anfang des Jahres die Szene mit seinen starken Graffs aufmischte, während der talentierte Jannick Zebrowsky seine Fotografien zeigte.

Doch zurück zur Affordable Art Fair. Ziel der Ausstellung ist es, Etablierte- und auch Nachwuchskünstler zu fördern und Hamburg als lebendigen Ort für junge Kunst zu stärken. Darko und seine Werke sind sehr begehrt.

Der Hamburger hat mich und uns extrem inspiriert und ich hoffe, ihn und seine fantastischen Formen und Farben auf der nächsten Ausstellung wiederzusehen.

Neben der Affenfaust sind noch weitere Hamburger Galerien auf der Affordable Art Fair dabei und die wollen wir euch kurz vorstellen. 

Die Galerie Magnus P. Gerdsen wird betrieben von den beiden Kunsthistorikern Magnus P. Gerdsen und Viola Stohwasser-Gerdsen. Die beiden bringen jahrelange Berufserfahrung im Bereich Kunsthandel, Beratung, PR, Auktionswesen, Veranstaltungs- und Messemanagement mit. Damit passen sie perfekt auf die Affordable Art Fair und sind ein weiterer Vertreter inspirierender Werke wie der von Johannes Hüppi. 

Die beiden Galeristen Katharina Mokross und Thomas Holthoff haben zusammen im November 2013 die Holthoff-Mokross Galerie gegründet. Standort ist der Stadtteil Hamburg-Ottensen in der Fischers Allee 70. Die Räume sind minimalistisch eingerichtet und lenken so nicht von den zeitgenössischen Werken ab. Bei der Messe sind sie mit Schöpfungen von Annette-Meincke-Nagy vertreten.

Die Galerie Multiple Box zeigt unter anderem Kreationen von Gert Wiedmaier. Der Fotograf ist 1961 in Stuttgart geboren und hat dort Bildende Künste studiert. Das besondere an seinen Abzügen: er überzieht sie zusätzlich mit einer Wachsschicht. Das Bild wirkt dadurch verfremdet – als würde man es durch einen Schleier wahrnehmen.

Die Evelyn Drewes Galerie befindet sich in der Burchardstraße 14, Sprinkenhof und konzentriert sich auf gegenwärtige zeitgenössische Kunst. Die gleichnamige Gründerin fördert Werke abgeschlossener Kunststudenten. Besonders gefragt ist abstrakte Malerei und Skulpturen wie die von Hirofumi Fujiware, der mit “Utopian (airgreen)” auch in den Messehallen dabei ist.

Gudberg Nerger ist ein stylisches Hamburger Design-Studio mit Magazinshop und Galerie unter einem Dach mit Sitz in der Poolstraße 8. In einem offenen Raum mit dunklen Wänden, lässt das Unternehmen Kreative ihre Kunstwerke ausstellen. Timo von Eicken hatte seine Schöpfungen hier zum Beispiel vor einigen Monaten hängen. Mit dabei auch das Werk „Businessplan Flaschenpfand“.

Mit insgesamt neun Künstlern ist Ruth Sachse mit ihrer gleichnamigen Hamburger Galerie auf der Affordable Art Fair vertreten. Eine davon ist Julia Schmalzl. Die lokale Malerin und Fotografin hat ihr Atelier in Barmbek und ist für ihre Gemälde in Primärfarben bekannt. Oft sind diese provokativ und sexueller Natur. „Mirror me“ heißt das ausgestellte Werk.

Wenn ihr mal wieder auf euren Streifzügen in Hamburg unterwegs seid, schaut doch einfach mal in einer der Galerien vorbei. 

Eure Stephanie zusammen mit Greta und Kevin.

"Pink Lady" von Dan Lam/Contour Gallery (Affordable Art Fair)

Ich will es anfassen!

Anja, 18.11.2018

Es ist bunt, es ist stachelig und ich verspüre den Drang, es zu berühren. Die Skulptur “Pink Lady” von Dan Lam. Wie “Etwas aus einer anderen Welt” erscheint das Werk aus Montageschaum, Harz und Acrylfarbe.

Als wäre ein neonfarbener Igel in der gleißenden Sonne geschmolzen. Ich liebe es! Sofort denke ich an vergangene Tage, als  ähnliche Gebilde meine Ohren schmückten. Ganz davon abgesehen, dass ich einfach nicht aufhören kann, dieses grelle Pink und Neongelb anzustarren. Je länger ich es betrachte, umso mehr scheint es direkt vor meinen Augen zu zerfließen.

Fantastisch! Genauso wie die anderen Werke auf der Affordable Art Fair in Hamburg. So viele Aussteller und so viele individuelle Arten, sich auszudrücken. Egal ob Foto, Gemälde oder Skulptur: Jeder wird hier dieses eine Kunstwerk finden, dass ihn auf unerklärliche Weise fasziniert.

Bei mir sind es die quallenartigen Objekte der Texanerin Dan Lam, vertreten von der Contour.Gallery in Rotterdam. Wer es nicht so bunt und abstrakt mag, dem sagen möglicherweise die Arbeiten der Emerging Artists zu. Die vielversprechenden Nachwuchskünstler aus Hamburg präsentieren ihre Stücke in der Ausstellung “Zeichensysteme”. Die Werke wirken eher leise und zurückhaltend, wenn man sie mit “Pink Lady” vergleichen würde.

Doch Kunst funktioniert so nicht – sie misst sich nicht. Kunst steht nicht in Konkurrenz zu Kunst. Sie ist eine Art, seine Gefühle oder seine Gedanken auszudrücken. Sie greifbar, sichtbar zu machen. Wie unterschiedlich das aussehen kann, erfahrt ihr auf der Affordable Art Fair. Und jeder von uns wird möglicherweise an anderer Stelle inspiriert. Manchmal völlig unerwartet. Und wenn es uns dann trifft und wir in der einen Skulptur oder der einen Zeichnung etwas ganz Eigenes und Besonderes erkennen, dann gibt es die Möglichkeit dieses schöne Gefühl mit nach Hause zu nehmen. Und sich jeden Tag daran zu erfreuen. Auch mit schmalem Geldbeutel, da die Preise bereits bei 100 Euro beginnen.

Unzählige Gründe für einen Besuch, der sich auch ohne Kaufabsicht lohnt. Heute ist der letzte Tag. Bis 18 Uhr könnt ihr euch in der Halle A3 in Hamburg, Eingang Lagerstraße, inspirieren lassen. Und ein bisschen “Freude to go” abholen. Also Schuhe an und Kunst genießen.

Eure Anja

Foto: Pink Lady von Dan Lam/ Contour Gallery im Rahmen der Affordable Art Fair. Weitere Impressionen in der Bildergalerie.

"Nature Red Blue 18" von Petra Rös-Nickel/ Galerie Jaeschke, Foto: Kolumne Hamburg

Affordable Art Fair – Kunst für Jedermann?

Kevin M., 16.11.2018

Der Geruch von Holz, Farbe und Kaffee verführt die Nase. Gemurmel schleicht durch die Gänge und metallische Geräusche explodieren durch die Hallen der Hamburger Messe. Ein modernes weißes Labyrinth geschmückt mit Malereien, Skulpturen und Fotos, entführt Besucher der Affordable Art Fair aus dem Alltag in ein Erlebnis zeitgenössischer Werke. Diese Ausstellung soll nicht nur dazu dienen, jungen talentierten Künstler den Übergang vom Studium in den Kunstmarkt zu erleichtern, sondern es auch Neulingen unter den Besuchern einfacher machen, sich für die Kunstwelt zu öffnen. Die Messe ist also ein Treffpunkt für Laien und Experten gleichermaßen. Doch stimmt das auch?

Affordable Art Fair – Kunst für alle ist das umfassende Konzept der 5000 Quadratmeter großen Messe, die in den letzten sieben Jahren über 100.000 Sammler, Erstkäufer und Kunstinteressierte hervorgebracht hat. 80 Galerien aus vier Kontinenten und 15 Metropolen sind involviert. Zwölf davon aus Hamburg, ein Bereich der Ausstellung wird von Absolventen der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK), die unter dem Namen “Emerging Artists” zusammengefasst ist, gestaltet. Diese stellen ihre interessanten Werke unter dem gemeinsamen Thema “Zeichensysteme” aus.

Am längsten stehe ich vor einem abstrakten Werk mit dem Titel “Nature Red Blue 18″, dass mithilfe von Mischtechnik angefertigt wurde. Petra Rös-Nickel aus der Galerie Jaeschke ist die Künstlerin. Kostenpunkt: 3.900 Euro. Erst scheinen die Farben fast willkürlich aufgetragen. Bei mir herrscht Überforderung, ich versuche das große Ganze zu greifen. Dann jedoch werden die Farben lebendig und wirken als bewegen sie sich. Wie der Beginn einer Geschichte. Sie ziehen mich in ihren Bann und bringen mich an einen anderen idyllischen Ort, umgeben von der Natur. Das Grün wird zu einer sonnigen Wiese in einer Lichtung inmitten eines einsamen Waldes. Das Rot geht in den schönsten und wärmsten Sonnenuntergang über und das Gelb trägt mich in die heiße, trockene Wüste. Der feinkörnige Sand ist förmlich zwischen den Zehen zu spüren. Das Blau verwandelt sich in den tiefen, weiten Ozean. Man fühlt den Küstenwind und hört die Möwen. Und plötzlich steh ich wieder in der Messe. Für einen kurzen Moment hat das Werk mich auf eine wundervolle Reise in die Natur mitgenommen.

Von der Natur geht es in die Popkultur mit einem faszinierendem Bild des Spaniers Antonio de Felipe, der auf Instagram, Facebook und seiner Website erreichbar ist. Er studierte von 1985 bis 1990 an der Hochschule der Bildenden Künste in San Carlos, Valencia. Seine Schöpfung zeigt ein fröhliches, fast schon gelb leuchtendes Pikachu, das geschickt zu einem Plastikmüllsack verfremdet wurde. Der Hintergrund ist trist und rückt so das wohl bekannteste Pokémon in den Fokus. Was der Künstler damit ausdrücken will? Möglicherweise geht es um die eigenen Traditionen, die in den trostlosen Hintergrund geschoben werden, während wir uns mit fremden kulturellen Einflüssen zumüllen. Ob er darauf anspielt, kann ich nicht genau sagen, aber das schöne an Kunst ist ja, dass es mehrere Interpretationen gibt.

Nicht nur die Werke, auch deren Repräsentanten sind äußerst interessant und grundverschieden. Hier trifft man auf einen Herren im eleganten, perfekt sitzenden Anzug. Die ergrauten Haare stilvoll nach hinten gelegt. Auf seiner Nase ruht eine kleine Brille mit runden Gläsern und das Revers schmückt eine weiße Blüte. Seine Lederschuhe im Oxfordschnitt vollenden den Anblick des wortkargen, aber dennoch eloquenten Galeristen. Nur ein paar Schritte weiter wartet das komplette Gegenteil: der, so denkt man, „typische“ Künstler mit Pferdeschwanz, Drei-Tage-Bart, dürrer Statur, ein sensibles, herzliches Lächeln und gekleidet in einem braunen Pulli, kombiniert mit einer Hose in fast gleicher Farbe. Abgerundet mit ausgelatschten Hausschuhen, als wolle er sagen: „Wer sich schick anzieht, lenkt nur von seiner Kunst ab.“

Ohne Ablenkung nehme ich auch die Exemplare von Edvardas Racevicius sehr intensiv wahr. Er ist 1974 in Litauen geboren und hat seine Schaffenskraft in die Bildhauerei gesteckt und veröffentlicht unter anderem über die Galerie Peters Barenbrock Ahrenshoop, die auch bei Instagram aktiv ist. Sein Werk über die innere Zerrissenheit des Menschen wirkt zerbrechlich, grob und stabil zugleich. Es ist die Holzfigur eines Mannes. Aus der Mitte seines Körpers sprießen unzählige feine Holzspäne. Irgendwie melancholisch, auf undefinierbare Art religiös und ein bisschen zu real. Wo doch Menschen auf dieser Welt am Konflikt zwischen ihren Wünschen und der Wirklichkeit „zerplatzen“.

Tiefer einsteigen kann der Besucher im Collectors Talk. Dort sprechen Experten über das Sammeln, das “Warum”, die Qualität und die Faszination an sich. Zudem werden täglich um 15 Uhr und 17 Uhr kostenlose Führungen angeboten. Wer nun selbst kreativ werden möchte, kann an Siebdruckworkshops teilnehmen. Auch Kinder sind herzlich willkommen. Im Kids Space wird den Kleinen (von zwei bis zehn Jahren) Kunst spielerisch näher gebracht. Mit Freude und Leidenschaft führen die Galeristen die Besucher an jedes ihrer Ausstellungsstücke heran. Der am häufigsten zu hörende Satz und damit auch die beste Methode um Kunst wahrzunehmen ist: „Betrachten Sie das Objekt in Ruhe und nehmen Sie sich Zeit, es auf sich wirken zu lassen“.

Dies ist nur eine kleine Auswahl der fantastischen Arbeiten. Um die Anfangsfrage zu beantworten: Ja! Die Messe ist für Experten und Laien geeignet. Auch an Familien wird gedacht. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen und sich darauf einzulassen. So kann man die Kunst am Besten genießen. Wertschätzen statt Wert schätzen! Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann noch bis Sonntag, 18.11.18 18 Uhr vorbeischauen. 

Die Affordable Art Fair könnt ihr vom 15. bis 18. November besuchen, Foto: Affordable Art Fair

Die große Liebe auf der Affordable Art Fair

Redaktion, 15.11.2018

Da stehe ich mit meinen Kollegen in den Messehallen. Fasziniert, irritiert und plötzlich passiert es: Ich verliebe mich. Und das in einen Nabel. So unscheinbar, so harmonisch, so ruhig.

“Nabel”. So lautet der Name meines Angebeteten. Vielleicht kann ich ihn mir leisten? Möglich wäre es, denn hier auf der Affordable Art Fair ist Kunst auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich. Meine neue Liebe ist nämlich ein Bild von Luise von Rohden aus Halle an der Saale. Die 28-Jährige ist eine von rund 500 Künstlern, die ihre Werke auf der etwa 5.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche präsentiert. Nicht nur etablierte Kreative aus alle Welt, auch die lokale Kunstszene hat ihren Platz in den Hallen. Neben bekannten Gesichtern wie dem Hamburger Darko Nikolic wird auch dem Nachwuchs eine Plattform geboten, um ihre Arbeiten zu zeigen und erste Kontakte zu knüpfen.

Doch zurück zu “Nabel”. Ich schaue ihn an, denke sofort an meinen Bauchnabel. Denke an Nabelschnur, abnabeln und den Nabel der Welt. Dann löse ich mich von dem Titel der Zeichnung und betrachte sie endlich genauer. Hier verdichten sich feine Linien und laufen in der Mitte zusammen. In den Räumen dazwischen finden sich fast rhythmische Wiederholungen. Bei mir ruft es beim Betrachten ein Gefühl von Harmonie und Ruhe hervor; ich kann meinen Blick nicht mehr abwenden. “Mit meinen Bildern suche ich nach Situationen größt möglicher Einfachheit und Reduktion, in denen sich zeigt, wie komplex das scheinbar Einfachste sein kann”, beschreibt Luise ihre Arbeiten. Bei mir hat sie geschafft, was sie mit ihrer Kunst bewirken will: sie hörbar, fühlbar, spürbar machen.

Luise von Rohden studierte von 2009 bis 2015 Bildende Kunst und Kunstvermittlung an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und ging in dieser Zeit für ein halbjähriges Studium der traditionellen chinesischen Tuschemalerei nach China. Sie arbeitet unter anderem mit großen Papierformaten, so auch bei meinem Lieblingsbild, das ihr abfotografiert unten in diesem Artikel findet.  ”Mir geht es (…) nicht um das vollkommen Identische, sondern gerade um die Variationen eines stets Ähnlichen”, erklärt sie auf der Internetseite der artnow Gallery. Ich vermute beim Betrachten, dass genau diese dichten Linien auf mich fast hypnotisierend wirken. Wie im Trance betrachte ich das Bild, das so viel in mir auslöst. Phänomene aus der Natur, alltägliche Strukturen, Stoffe oder Klänge sind Luises Inspiration und beeinflussen ihre Werke. Und beeinflusst haben sie damit auch mich.

Jetzt wisst ihr alles über meine neue große Liebe. Damit ihr euren eigenen Liebling finden könnt, gibt es jetzt noch die wichtigsten Infos.

Wo: Messeplatz 1, orientiert euch aber lieber an der Lagerstraße, dort ist der Eingang (Halle A3).

Wann: 15. November: 11 bis 22 Uhr (Late View*)
16. November: 11 bis 20 Uhr
17. November: 11 bis 20 Uhr
18. November: 11 bis 18 Uhr

Wieviel: Der Eintritt ab 16 Jahren kostet 16 Euro und für die Late View* mit Drinks und DJ 20 Euro. Alle Infos zu den Tickets erhaltet ihr natürlich online.

Warum: Alle Kunstwerke (Malerei, Skulptur oder Fotografie) bewegen sich preislich im Rahmen von 100 bis 7.500 Euro. Getreu dem Motto: Kunst soll Spaß machen und nicht teuer sein.

Ich kann euch die Affordable Art Fair nur ans Herz legen. Hier ist für jeden etwas dabei, egal ob Kenner oder Neuling auf diesem Gebiet. Ich bin beeindruckt! Vom Einfachen und Ungewöhnlichen, von Formen und Farben. Und davon, was Kunst alles in mir auslöst.

Eure Greta

Luise von Rohden, artnow Gallery mit dem Kunstwerk "Nabel"

Luise von Rohden, artnow Gallery mit dem Kunstwerk “Nabel”

 

Prinzenpaar Proklamation ECC Eggersdorf Prinzessin Sissi und Prinz Kevin, Foto: Kevin Knickmeier

Die fünfte Jahreszeit

Kevin Knickmeier, 11.11.2018

Fischbrötchen und Alsterwasser. Das sind Dinge mit denen wir Hamburger eine Menge anfangen können.
Fasching ist etwas für Kinder, Karneval kennen wir nur aus dem Fernsehen und Narrenkleider tragen manche bei uns nicht nur einmal im Jahr als Kostüm. 

Hier in Hamburg tangieren uns solche Festlichkeiten meist kaum, während sie in anderen Bundesländern oft groß und ausgiebig gefeiert werden.
In Brandenburg zum Beispiel.

Dort wird  Karneval auch als “Die fünfte Jahreszeit“ bezeichnet. Warum ? Die fünfte Jahreszeit ist historisch von Bedeutung. Ursprünglich diente die „alemannische Fastnacht“ dazu, den Winter zu vertreiben. Bunt verkleidet und mit teuflischen Masken ausgestattet, zogen die Germanen im Frühjahr durch die Straßen und machten mit Trommeln und Rasseln jede Menge Radau. Damit sollten die bösen Dämonen und Geister des Winters verjagt werden.

Heutzutage wird aber vor allem getanzt, gefeiert und gelacht.Die Saison beginnt heute am 11. Novemeber um 11:11 Uhr und ich darf dieses Jahr bei den Brandeburger Festlichkeiten live dabei sein. Dieser humoristische Beginn der fünften Jahreszeit stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Narrenzahl Elf eignete sich besonders, da zu damaliger Zeit jeder als Narr bezeichnet wurde, der Gottes zehn Gebote übertrat. Auch der Elfer-Rat, das Organisationskomitee in den zahlreichen Karnevalsvereinen, steht in Verbindung mit der Zahl Elf.

Eine weitere Tradition aus vergangenen Jahrhunderten sind die Büttenreden.

Bei dieser besondere Art von Reden darf man, sofern man in den Bütt steigt über alles und jeden herziehen und alles sagen, was man will. Entstanden sind dieses besonderen Reden zu einer Zeit, als französische Besatzer den Menschen westlich des Rheins politische Aktionen untersagten. So traf man sich heimlich um auf die Besatzer zu schimpfen und all das zu sagen, was man nicht sagen durfte.
Mit Cottbus als Hochburg der Narren holt die Stadt sogar den Preis für den größten Umzug im gesamten Osten Deutschland nach Hause.

Und zu allem Überfluss wird mir dieses Jahr sogar noch eine große Ehre zuteil: Gemeinsam mit meiner Liebsten verkörpern wir das diesjährige Prinzenpaar in der Gemeinde Eggersdorf. Wir lösen sowohl den Bürgermeister als auch das vorige Prinzenpaar mit unserer Proklamation für die Dauer der Festlichkeiten ab und repräsentieren sozusagen die Regierung für diese Zeit. Und mit der heutigen Proklamation ist es auch offiziell. Ich bin Prinz. Ein Hamburger Fischkopp wird erster West-Prinz in der Vereinsgeschichte des ortsansässigen ECC Eggersdorf. Selbstverständlich hat das ganze einen bitterernsten Hintergrund, denn wir sind eine Regierung wie sie jeder gern hätte: Freundlich, fröhlich und mit Spaß beim Amt. Ich selber bin etwas nervös, aber mindestens genau so neugierig und gespannt, wie die Zeit als Prinz der Narren wird.

Zur Normalität kehrt alles wieder zur Beginn vierzigtägigen Fastenzeit, also nach dem Aschermittwoch, zurück. Dieser markiert das Ende der fünften Jahreszeit hier bei uns in Deutschland. Wir mögen zwar die schönste Stadt der Welt haben, aber hin und wieder lohnt es sich auch mal über das Elbufer hinaus zu blicken. 

Also, liebe Hamburger: Raus aus der Koje und rein in eure bunten Gewänder. Das ganze macht richtig Laune.
Hamburg, Helau ! 

PR Bild Award 2018, Dream Big, Foto: Anton Bass (Mini Molars Cambodia)

Hamburg: Große Preisverleihung der PR Branche im Gruenspan

Redaktion, 09.11.2018

Was für ein Abend. News aktuell zeichnet die besten PR-Bilder des Jahres aus. Darunter viele einzigartige und ergreifende Motive. Das beeindruckendste Foto kommt aus Hamburg!

Dream Big steht in großen Buchstaben auf der Mauer. Eine von vielen Mauern in einem Slum in Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Davor zwei Jungen. Der eine auf den Schultern des anderen. Es scheint als wachsen sie über sich hinaus mit dem positiven Blick in die bunte Welt. Der gemeinnützige Verein Mini Molars Cambodia gewinnt damit den PR-Bild Award 2018. Die Unterstützer und Mitarbeiter kümmern sich um die dentale Versorgung von bedürftigen Kindern in Kambodscha. Mit dem Motiv vom Londoner Kiefernorthopäden Anton Bass setzt sich die NGO gegen rund 1.000 Mitbewerber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durch.

Mit dem PR-Bild Award, der im Hamburger Club Grünspan verliehen wurde, würdigt die dpa Tochter news aktuell die PR-Fotografie in sechs Kategorien. Unsere Welt rückt in den letzten Jahren immer mehr zusammen. Flüge werden günstiger. Menschen reisen in alle Teile der Erde, machen hochwertige und kraftvolle Fotos. Wie hat man da noch den Blick für die eine besondere Szenerie?

„Jeden Tag werden wir mit unzähligen Bildern überschwemmt. Gleichzeitig sind so viele hochkarätige Bilder im Umlauf wie noch nie. Umso höher werden die Ansprüche an die Bewerber für unseren PR-Bild Award. Auch dieses Jahr haben es wieder einige brillante Motive geschafft, aus der Bilderflut herauszustechen. Denn neben der handwerklichen Qualität erzählen sie eine Geschichte, die bewegt. Sie schaffen es, uns zu irritieren, provozieren oder zu inspirieren“, sagt Edith Stier- Thompson, Geschäftsführerin von news aktuell und Award Initiatorin.

Für die Schweiz gewann in diesem Jahr das Bild „Alpenleben“. Das beste PR-Bild des Jahres kommt aus Österreich mit dem Titel “Minipig Rudi wird wieder gesund“.

Sängerin Alina brachte mit ihrem Song “Die Einzige” die 250 Gäste aus der Medien-Marketing- und PR-Branche in Stimmung. Darunter die Nachrichtensprecherin Susanne Daubner, Schauspielerin Eva Nürnberg, die Moderatorinnen Maren Gilzer und Annika de Buhr sowie Designerin Claudia Effenberg.

Die gesamte Veranstaltung war sehr liebevoll und charmant mit einzigartigen und individuellen Bildern und ebenso wichtigen, lustigen und spannenden Geschichten dahinter. Geschichten die zeigen, dass PR Bilder weit mehr sind als markenorientierte Konsum Antreiber. Die Jury, Unternehmen und Fotografen haben gezeigt, dass Marketing auch mit viel Herz und Engagement funktioniert.

Die Klassiker Erdbeer, Schoko und Vanille; Foto: Couleur von Pixabay

Der eisige Spiegel der Gesellschaft

Kevin M., 07.11.2018

Es geht immer, es macht glücklich, es hat viele Variationen und ist laut §253 des Strafgesetzbuches ein legales Mittel der Erpressung für Eltern gegenüber ihren Kindern: Die Rede ist natürlich von Eis. Doch dass es unsere verlorene Gesellschaft reflektiert und Brücken zu Problemen des Kapitalismus und Sozialverhaltens schlägt, hat wohl niemand geahnt. 

Wer heutzutage eine dieser pseudo-italienischen Eisdielen aufsucht, in der man teilweise das Gefühl hat, dass mehr Geld in die dekadente Dekoration als in die Bezahlung der Mitarbeiter fließt, dem wird es sicher schon aufgefallen sein: Die Menschheit hat die Kontrolle verloren. Wer glaubt, dass ich mich mit dieser These aufs Glatteis begebe, kann sich wieder seinem Eukalyptus-Zitrone-Basilikum Eis zuwenden. Ich möchte nicht klingen wie mein Vater, aber was ist aus den guten alten Klassikern geworden? Was war an einfacher Vanille so falsch, an Schokolade nicht gut oder an Erdbeere nicht aufregend genug?

Die Gesellschaft ist im Wandel und bereitwillig in den Fängen des Kapitalismus und das sorgt dafür das wir mit einer Sache nicht mehr zufrieden sind. Wir wollen ALLES. Aus genau diesem Grund ist Schokolade nicht mehr gut genug und muss mit Nougat-Karamell-Haselnuss-Schoko ersetzt werden. Aus genau diesem Grund muss ich, wenn ich Erdbeer-Eis essen möchte, die Sorte Banane-Minze-Erdbeer-Aprikose bestellen. Am Ende habe ich alles gegessen, musste mich für nichts entscheiden, geschweige denn einen Geschmack entwickeln.

Das Problem ist, dass die Generation die mit diesen Sorten aufwächst und Eis ist nur eines von vielen Beispielen, gar nicht erst lernt sich zu entscheiden. Ein Kind muss nicht mehr wissen was es genau mag, denn in einer Eiskugel sind vier Sorten und eine davon wird schon schmecken. Das überträgt sich dann auf andere Bereiche im Leben des Kindes und am Ende der Schulzeit muss es wissen was es beruflich machen möchte. Da das Kind aber nicht gelernt hat was es mag und was nicht, steht es vor einer unlösbaren Aufgabe und wählt einen Beruf in dem es nicht glücklich wird.

Als ich klein war musste ich mich für EINE Sorte entscheiden und habe diese über die Jahre schätzen gelernt. Die Kinder heutzutage bekommen von allem etwas und somit nichts richtig. Deutliche Auswirkungen entstehen dann im Dating- bzw. Sozialerhalten. Statt zufrieden mit einem Partner zu sein, möchte man alle Sorten probieren. Offene Beziehungen sind das Resultat von Banane-Minze-Erdbeer-Aprikose-Eis, denn man findet Erdbeere zwar toll, aber man will auch die anderen Sorten testen.

Die Generation ist unfähig sich zu binden und das Endergebnis ist eine sprunghafte Gesellschaft von Menschen die zwölf verschiedene Dinge studieren, vier sexuelle Beziehungen gleichzeitig führen und nicht in der Lage sind EINEN Film zuschauen ohne sich von seinem geliebten Smartphone ablenken zu lassen.

Wir sollten alle unseren Konsum runterfahren und den Minimalismus wieder zu schätzen wissen, denn egal wieviel wir konsumieren und wieviel Sorten wir in eine Kugel Eis packen: Am Ende liegt unser Glück nicht in Produkten, sondern in uns selbst.

Foto: Couleur von Pixabay

Das Orchester "Polish Art Philharmonic" hat im Oktober Deutschland Premiere, Foto: Michal Zieba

Ta-Ta-Ta Taaaa! Polish Art Philharmonic in der Laeiszhalle

Redaktion, 18.09.2018

Ludwig van Beethoven gilt als einer der berühmtesten Komponisten aller Zeiten. Sein Vater sorgte dafür, dass der talentierte Sohn bereits mit sieben Jahren sein erstes öffentliches Konzert gab und sein Leben der Musik bis in die Perfektion widmete und opferte. Kaum einer der nicht das Intro “Ta-Ta-Ta Taaaa” der berühmten 5. Sinfonie kennt. Sie hat sich auch als Schicksalssinfonie einen Namen gemacht. Eine Erzählung von Triumph und Niederlage, vom ewigen Kampf mit dem eigenen Leben, von Leid und Erlösung.

Mit Beethovens ergreifender Fünften bringt uns das renommierte Polish Art Philharmonic Orchester am 1. Oktober ein Stückchen Sehnsucht in den großen Saal der Laeiszhalle Hamburg.

Nach dem Erfolg 2017 im Goldenen Saal des Wiener Musikverein präsentiert der Maestro Michael Maciaszczyk in der Konzertreihe “Best of Classic” mit seinem 62-köpfigen Orchester eine absolute Premiere in Hamburg.  Mit Werken von Mieczysław Karłowicz und  “Träume” von Janusz Bielecki würdigt das Ensemble auch Künstler aus der polnischen Heimat.

Dirigent Michael Maciaszczyk zählt zu den großen internationalen Könnern im Bereich der gegenwärtigen Klassik. Er ist weltweit bereits in den wichtigsten  Konzerthäusern aufgetreten: Goldener Saal Musikverein Wien, Carnegie Hall New York, Suntory Hall Tokio, Gewandhaus Leipzig,  Philharmonie Berlin, Teatro della Scala Mailand und die Albert Hall. Für wahrhaften Hochgenuss des Violinkonzertes steht die hochtalentierte polnische Solo-Geigerin Anna Maria Staṡkiewicz. In ihrer Heimat spielt die mehrfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnete Künstlerin regelmäßig mit den Symphonie- und Kammerorchestern des polnischen Rundfunks. Ihr leidenschaftliches Violinspiel begeisterte bereits Gäste unter anderem in den USA, China, Österreich, Brasilien, Bulgarien, Japan, Russland, Rumänien, Schottland, der Schweiz, Schweden, Italien und auch Deutschland.

Das Orchester spendet vom Verkauf jedes Tickets 2,50 Euro für bedürftige, kranke sowie körperlich oder geistig eingeschränkte Kinder und Jugendliche des Vereins „Kinder helfen Kinder e.V.”.

Karten bekommen Sie auf der Seite der Elbphilharmonie. Lassen Sie sich mitreißen in klangvolle musikalische Sphären.

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Gegen den Strom mit 5 Knoten

Diana, 25.08.2018

Das Kulturfloß “Schaluppe” ist ein unkommerzielles Projekt des Vereins für Mobile Machenschaften e.V.. Mit fünf mal fünfzehn Meter ist sie kulturelle Plattform, mobiler Freiraum und Begegnungsstätte für Alle

Seit 2017 schwimmt die Schaluppe von Frühjahr bis Herbst mit sozio-kulturellem Programm durch Hamburgs Wasserwege. Durch eine erfolgreiche Crowdfunding Kampagne, Materialspenden und vielen Ehrenamtlichen aus Hamburg und der ganzen Welt, konnte der Bau 2016 abgeschlossen werden. Dieser schwimmenden Freiraum bietet Konzerte, Kino, Parties,Protestaktionen oder Lesungen auf 100 Quadratmetern.

“Das Recht auf Hafen ist uns ein wichtiges Anliegen. Hamburg ist geprägt durch seine Wasserwege. Diese fluide Fläche ist jedoch nicht jedem Menschen zugänglich. Das wollen wir ändern und einen niederschwelligen Zugang zu Hamburgs Wasserflächen ermöglichen.”

Wenn ihr mehr über das Treiben der kulturaktiven Wasserratten und ihrem Gefährt wissen wollt dann schaut doch einfach mal in das Programm oder werdet Teil des Ganzen.

Fotocredit: Felix Meier

Die vier Jugendlichen, die gegen die Regierung vorgehen, Foto: Daniel McFadden

Rezension: The Darkest Minds – Die Überlebenden

Laura Carstens und Anja Ende, 11.08.2018

Grace blickt starr geradeaus. Ein Zittern durchfährt ihren Körper bevor sie verkrampft und den Becher in ihrer Hand zerdrückt. Sie bricht zusammen und stirbt auf dem Boden des Klassenzimmers.

Das ist Rubys erste Begegnung mit dem tötlichen Virus. Ruby Daly ist die Hauptfigur in der am 16. August erscheinenden Verfilmung des ersten Teils der Buchreihe “Die Überlebenden” von Alexandra Bracken. Wir durften ihn vorab für euch ansehen und unser erster Eindruck war durchaus positiv: Wir fühlten uns gut unterhalten.

Mit The Darkest Minds – Die Überlebenden wagt sich Regisseurin Jennifer Yuh Nelson, die mit Kung Fu Panda 2 vor sieben Jahren großen Erfolg feierte, erstmals an einen Realfilm.

Grace hat es nicht überlebt: Das misteriöse Virus IAAN, das 98 Prozent der amerikanischen Kinder auslöscht. Die restlichen zwei Prozent besitzen plötzlich übernatürliche Fähigkeiten. Zu ihnen gehört Hauptprotagonistin Ruby. Die 16-Jährige wird von Amandla Stenberg gespielt, die vielen schon aus “Die Tribute von Panem” als Rue bekannt sein könnte. Um eine Gefährdung für die übrige Menschheit auszuschließen, werden die Kinder in Lager gesteckt und farblich nach ihren Fähigkeiten in grün, blau, gelb, rot und orange sortiert. Wobei Kinder mit den letzteren beiden Farben als besondere Bedrohung angsehen und umgehend eliminiert werden. Und wie könnte es anders sein, ist Ruby natürlich eine von den Orangenen und kann sich nur dank ihrer Gabe vor dem Tod retten. Sie ist in der Lage Gedanken zu lesen und zu manipulieren, was ihr bei der späteren Flucht aus dem Internierungslager hilft. Sie trifft auf Liam (Harris Dickinson), Chubs (Skylan Brooks) und Zu (Miya Cech), die ebenfalls aus anderen Lagern geflohen sind. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu einem sicheren Ort.

Laut eines Interviews mit Den of Geek! hielt sich Regisseurin Nelson nah an die Buchvorlage und hofft damit die Fans glücklich zu machen. Vielleicht schafft sie das. Aber als Zuschauer, die diese Reihe nicht kannten, mussten wir im Nachhinein feststellen: Übernatürliche Fähigkeiten, begabte Kids, die sich gegen die Erwachsenen auflehnen, die Suche nach einem Ort, an dem man akzeptiert wird und frei ist? Es ist wie ein Déjà-vu. Und dieses Gefühl begleitet einen die ganzen 104 Minuten. Die Special Effects sind wirklich gut gelungen. Die Chemie zwischen den Darstellern funktioniert, die schauspielerische Leistung zwischendurch großartig! Doch irgendwie wartet man auf etwas Neues. Es ist eine Mischung aus X-Men, Tribute von Panem, Misfits, Die Bestimmung. Ja, man könnte die Liste so weiterführen…

Nach anfänglicher Sympathie für den Film gibt es beim genaueren Analysieren also doch einige Kritikpunkte. Die Story beginnt ziemlich rasant. Über das Entstehen des Virus IAAN erfahren wir nichts weiter. Die wenigen Eindrücke aus den Lagern lässt den Zuschauer nicht nachvollziehen, was für Qualen die Jugendlichen erleiden mussten. Dadurch findet man nur langsam den Bezug zu den Charakteren. Wie in jedem zweiten Kinofilm ist auch hier von Anfang an ersichtlich, wer sich ineinander verliebt, da wir zügig zur Stelle geführt werden, an der sich Ruby und Liam das erste Mal begegnen.

In einem Punkt setzt der Film ein klares Zeichen: Es gab in der Vergangenheit schon einige Streifen mit weiblichen, starken Hauptrollen, jedoch selten mit einer afroamerikanischen Anführerin, wie die Schauspielerin von Ruby selbst feststellte: “Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Produzenten überhaupt eine dunkelhäutige Hauptdarstellerin in Betracht ziehen würden”, gesteht Amandla in einem jolie-Interview. Und auch wenn wir es als ein positives Zeichen wahrnehmen, ist es eigentlich traurig, so etwas im 21. Jahrhundert nicht schon als normal und selbstverständlich anzusehen. Auch ganz passend: Der Name Amandla stammt von ihren Vorfahren und bedeutet übersetzt “Stärke”. Und die beweist sie als Ruby allemal. Hier hätte man durchaus noch einen Schritt weiter gehen und vom Buch abweichen können. Eine homosexuelle afroamerikanische 16-jährige Anführerin wäre doch wirklich mal ein Statement. Schauspielerin Amandla Stenberg wäre sogar dafür die optimale Wahl, da sie erst kürzlich auf ihrem Instagram-Profil zugab: “Ja, ich bin lesbisch – jetzt ist es schwarz auf weiß”.

Leider geht bei dem ganzen Hokuspokus und den schön anzusehenen Effekten der tiefere Sinn verloren. Wieso kümmert es scheinbar niemanden, was eine Zukunft ohne Kinder eigentlich bedeutet? Als wäre es ein temporäres Problem, das bald wieder vorbei ist. Wir reden hier ja nicht über einen Schnupfen. Ganz naiv und ohne Gegenwehr geben Eltern ihre Kinder in die Obhut der Regierung, die ohne Kontrolle walten kann und nicht hinterfragt wird. Ein Stück weit wird gezeigt, wie mächtig die heutige Jugend sein kann. Das sie offener sind als viele Erwachsene und den Mut haben, ihre Stimme zu nutzen, Systeme zu kritisieren und ihre Meinung zu äußern.

Für den nächsten Teil – sofern es einen gibt – wäre wünschenswert, mehr Nähe zu den Charakteren zu schaffen. Auch wenn wir die Protagonisten fast die komplette Zeit begleitet haben, wissen wir eigentlich nichts in der Tiefe über sie. Ruby wurde direkt am Anfang von ihren Eltern getrennt und weiter? Außer über ihre Fähigkeiten, ihren Willen zu Überleben und einer gewissen Großherzigkeit erfahren wir leider nicht viel mehr.

Positiv fiel uns auch der Soundtrack des britischen Komponisten Bejamin Wallfisch auf. Er war ebenfalls verantwortlich für die Musik in ES (IT), Annabelle 2 oder Bladerunner 2049. Freigegeben ist der Film ab 12 und bietet schon einige actiongeladene Szenen. Ihr solltet eure kleine Schwester also nur mitbringen, wenn sie in Sachen Action schon ein wenig abgehärtet ist. Kleine Sensibelchen sollten lieber in eine andere Vorstellung gehen.

Um das Ganze nun auf den Punkt zu bringen, liegt The Darkest Minds ganz klar im Durchschnitt. Mit einigen guten Passagen, aber auch vielen Aspekten, in denen wir uns mehr erhofft haben. Und vor allem mehr Individualität anstelle eines weiteren Films, der versucht, diverse Genre zu vereinen. Nicht langweilig, gut anzusehen, für Jugendliche sicherlich spannend. Für Erwachsene kein Muss.

Foto: Daniel McFadden