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Caféreise Hamburg

Blick in ein Caféhaus für die Ceféreise der Kolumne Hamburg.

von #ahh, 29.07.2018

So eine Caféreise ist fast wie Urlaub. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, das für diese Reise ein gewaltiger Nachtischmagen vonnöten ist um diesen Tag mit Anstand zu begehen. Sie wird uns durch einen kleinen Teil des westlichen Hamburg führen.

Wir starten unweit des Hamburger Fernsehturms. Jenes Bauwerk, das so viel heimatliche Melancholie bei den Hamburgern hervorruft. Mit etwas Hals-verrenken werden wir auf dieser Reise immer mal wieder die Spitze sehen können. Biegt man also bei der russisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt in die Marktstraße ein, hat man es nicht weit und kehrt gleich links in das Café Panther ein. Dort findet man nicht nur mal andere Zeitungslektüre als üblich, sondern auch ausgefallenere Gerichte. Wie wäre es zum Start mit veganem Rührei oder selbstgebackenem Brot mit Ziegenkäse, Apfel und Rosmarin? Braucht es noch einen Espresso für einen wachen Start in den Tag?

Das lässt sich schon mal gut an. Der erste Appetit ist gestillt – aber es wartet ja noch so viel mehr. Also schlendern wir die Straße ins Herz des Karolinenviertels entlang und haben noch die eine oder andere Möglichkeit uns über konsumtive Alternativen zum Üblichen zu informieren. Wer Lust hat, kann sich sogar noch ein Buch aus der Keimzelle ausleihen. Es geht weiter. Wir überqueren die Trasse des Hamburger Verkehrsmittels. Für einen kurzen Augenblick kommt hier die U-Bahn ans Tageslicht, nur um als bald wieder in der Erde zu verschwinden. Ein Luft-holen. Etwas weiter auf der Passage lassen wir das Knust links liegen, durch das Haus gegangen halten wir auch nicht im Centro Sociale oder der rechts befindlichen Buchhandlung und steuern direkt drauf zu: Hier ist man in guter Gesellschaft. Denn Markenzeichen ist der Wunsch das eigene Angebot ohne Müll darzustellen. Bei einer Ingwer-Zitronen-Limonade oder selbstgemachter veganer Milch können wir darüber philosophieren, wie Mülllos so ein Geschäft wohl möglich ist? Besonders eindrucksvoll wirken die Strohhalme aus Metall – aber das wird ja ohnehin auf uns alle zukommen, seit das EU-Parlament entschieden hat Plastik-Strohhalme zu verbannen. Also sieht man hier in guter Gesellschaft in die Zukunft.

Einige Meter runter Richtung Schlachthof und rechts in die zweite Passage an diesem Tag, Richtung innerem Schanzenviertel, überqueren wir die Kreuzung und schlendern das Schulterblatt entlang. Kaum sind wir im Trubel des Schanzenviertels angekommen, werden wir erstaunt nach rechts in ein Geschäft blicken, das irgendwie noch wie zu Omas Zeiten aussieht. Es könnte das Erscheinungsbild eines früheren Milchladens sein. Nachdem wir schon in die Zukunft geblickt haben, ermöglicht uns Herr Max einen Blick in die Vergangenheit. Spezialisiert sind sie auf Torten. Um nicht über zu strapazieren, empfiehlt Kolumne Hamburg das Auge eher auf die Patisseriekreationen zu werfen, und sich auf keinen Fall von dem zu weilen optisch morbiden Charme irritieren zu lassen. Wenn wir vor Begeisterung nicht mehr weg wollen (die Reise ist ja noch nicht zu Ende), können wir (an einem anderen Tag) sogar an Tortenkursen teilnehmen. Allerdings, ob das dann bei uns auch gleich so imposant aussieht darf bezweifelt werden.

Der Weg führt uns weiter Richtung St. Pauli. Also zurück auf dem Schulterblatt Richtung Millerntor, leicht rechts abgebogen, kurz nachsehen, was als nächsten in die Haut graviert werden muss und etwas weiter mindestens für einen Espresso anhalten. Im Kopiba röstet man noch selbst. Wer will, kann hier schon mal mit einem Pale Ale anfangen und etwas die Süße vom Gaumen schlucken. Denn nach dem wir endgültig wach sind, steht der heute längste Spaziergang auf dem Plan  – auch gerne Verdauungsspaziergang genannt.

Weiter Richtung St. Pauli-Herz. Wir empfehlen Beim Grünen Jäger zu bleiben und den Paulinenplatz im Auge zu behalten. Kleine und große Kinder können hier einige Leibesübungen vollziehen, ehe wir die Annenstraße und schließlich die Detlev-Bremer-Straße entlang spazieren. Haben wir die große Einbahnstraße gefahrlos überquert, winkt auch gleich die Belohnung. Luicella’s. Die haben so ausgefallene Eissorten, dass die Entscheidung schwerfällt. Franzbrötchen, Kokos Maracuja oder doch lieber was mit Goji? Und dann immer diese Frage: „ Möchtest du noch etwas probieren?“ Mmh. Kein Wunder also, dass zu Hoch-Zeiten die Schlange einige Kurven macht. Das kann aber nur die Vorfreude steigern.

Hier endet die Caféreise. Wahlweise geht man beseelt zu Freunden, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen oder macht noch einige Schritte weiter Richtung Hafen und lässt sich von dem Industriecharme beeindrucken.