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Rezension: Bridge of Spies

Tom Hanks und Mark Rylance (l.): Donovan verteidigt den sowjetischen Spion Rudolf Abel, Foto: 20th Century Fox.

von Redaktion, 08.12.2015

James Donovan fährt mit der S-Bahn von Ost nach West Berlin, vorbei an der frisch errichteten Mauer und wird dabei Zeuge, wie eine Gruppe junger Menschen bei dem Versuch über die Mauer zu klettern, kaltblütig hingerichtet wird. 

Als er in der New Yorker Bahn sitzt, sieht er Kinder im Spiel unbedarft über Zäune springen. Dieser Kontrast zeigt die zentralen Motive von „Bridge of Spies“: Freiheit und Menschlichkeit. Doch was bedeutet das? Und welcher Preis ist es wert, ihn für die Freiheit und Menschlichkeit zu bezahlen? Ist es gerechtfertigt, dass ein Rechtsanwalt das Leben seiner Familie in Gefahr bringt, um hinter seinen Idealen zu stehen?

Hört man die Namen Spielberg und Hanks zusammen, erwartet man Großes. Und in dieser Erwartungshaltung wird man bei „Bridge of Spies“ auch nicht enttäuscht. Tom Hanks passt, wie immer, großartig in die Zeit der 50er und 60er Jahre. In dem Spionagedrama spielt er den New Yorker Anwalt James Donovan, der, entgegen dem Willen seiner Familie, den russischen Spion Rudolf Adel vertritt. Diese Rolle verkörpert Hanks gewohnt gefühlvoll und mit viel Herz. Der Russe Adel ist der Spionage angeklagt. Die beiden Protagonisten kommen sich während der Prozessvorbereitung näher. Adel erzählt Donovan einer Geschichte aus seiner Kindheit, über einen Mann, der Gewalteinfluss stets standhielt. Dieser Mann aus Kindertagen erinnert Adel an seinen Anwalt.

Auch Donovan lässt sich weder durch den Druck der ganzen Nation die seine Verteidigung ablehnt, noch durch die Gefahren, die seiner Familie drohen, von seinen Idealen und Wertvorstellungen abbringen. Für ihn ist jeder Mensch gleich viel wert, ungeachtet dessen, welche Nationalität im Pass steht oder welchen Beruf er ausübt. Der Russe zeigt den Respekt und die Achtung vor seinem Verteidiger deutlich, der zwar sehr verfassungstreu ist, dem aber seine eigenen Wertvorstellungen wichtiger sind als Vorschriften.

Nachdem er Adel, überzeugend gespielt von Mark Rylance, vor dem elektrischen Stuhl rettet, reist Donovan in Mitten des Kalten Kriegs nach Berlin. Während des Krieges zwischen USA und Russland soll er als Unterhändler die Auslieferungsverhandlungen von Adel sowie einem amerikanischen Soldaten, der in Russland der Spionage angeklagt ist, leiten. Konfrontiert mit denUnmenschlichkeiten an der innerdeutschen Grenze, gerät Donovan zwischen die Fronten ostdeutscher Machtdemonstration und russischer Willkür. Mitten auf einer symbolbehafteten Brücke zwischen West-und Ost-Berlin nimmt das Schicksal der Agenten und Donovans seinen Lauf…

„Bridge of Spies“ ist nach „Der Soldat James Ryan“, „Catch Me If You Can“ und „Terminal“ der vierte Film in dem Spielberg die Hauptrolle mit Hanks besetzt. Beide stellen auch gemeinsam in der Produktion der Miniserien „Band of Brothers“ und „The Pacific“ ihr Talent in der Umsetzung historischer Ereignisse unter Beweis. Und auch nur schafft es Spielberg erneut , in seinem Werk, welches auf wahren Begebenheiten beruht, alle Gefühle, die ein guter Film braucht hervorzuholen. Man lacht über den skurrilen Charakter und die nüchterne Art des russischen Spions und hat dennoch zeitweise einen dicken Kloß im Hals. Denn auch in der Gegenwart, in einer Zeit, in der die ganze Welt sich vor Terroristen fürchtet, es in kurzen zeitlichen Abständen immer wieder zu grausamen Attentaten kommt, in der Millionen von Menschen in ihrer Not ihre Heimat verlassen und fliehen müssen, ist die Frage nach Gleichheit, Freiheit und Menschlichkeit und dessen Preis immer noch die Gleiche.

Nach Verlassen des Kinos regt der Film noch lange zum Nachdenken an. Und sei es nur durch den wiederkehrenden Dialog, wenn Donovan Adel fragt, ob er sich in seiner verheerenden Situation keine Sorgen macht und dieser antwortet: „Würde es helfen?“

Die Meinung der Redaktion: Absolut sehenswert.