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Boe Van Berg über Fleischtorten und Tofuwürstchen – auf Sicherheit!

Boe Van Berg, Foto: Christian Wolf

von Julia Henchen, 13.11.2015

Hamburg. Irgendwann im Oktober. Ich schließe meine Jacke, denn der Wind bläst an diesem Abend kalt. Kurz bevor ich das BACKPACKERS ST. PAULI erreiche, vernehme ich Gitarrenklänge, die sich mit der Kälte um mich herum mischen.

Eine Minute später stehe ich vor dem Schaufenster und da spielen Boe Van Berg.

Boe Van Berg. Das sind Alexander Boedewig und Adrian Kehlbacher, sie beschreiben sich selbst als Hinterwäldler mit Hitpotenzial und irgendwie stimmt das auch, denn die Jungs kommen aus ‘nem kleinen Örtchen bei Göttingen. So sagt man. Zusammen waren sie gerade auf Deutschlandtour um ihr Album ‘Irgendwie Akustisch’ zu promoten.

Irgendwie akustisch, weil die beiden zwar akustisch unterwegs sind, aber Adrian auch die Loop Station mit seinen Füßen bedient. Daneben Alexander, der mit seinen deutschen Songs auch die englischen Backpackers am hinteren Tisch zum mitträumen bekommt.

Wer die Jungs kennt, weiß, dass sie neben so kleinen Bühnen, wie die heutige in Hamburg, auch schon ganz andere bespielen durften. Zum Beispiel als Vorband von Silbermond oder auf der Fusion.

Nach ihrem Auftritt kurz nach Mitternacht, sitze ich mit den beiden Jungs vor dem Hostel, trinke mein letztes Bier und hab das Vergnügen eines lustigen Gesprächs mit den beiden. Aber lest selbst.

Irgendwie akustisch – irgendwie auch schon wieder vorbei. Das zweite Mal in Hamburg für euch und ein sehr gemischtes Publikum. Wie gefallen euch solche Auftritte?

Alexander: “Das war ganz toll. Man macht Musik direkt neben der Bar. Kann quasi von der Bühne aus dem Barkeeper sagen: ‘Noch eine Runde’. Heute war das Publikum sehr international. Trotz der Sprachbarriere kam ein gemeinschaftliches Gefühl auf. Musik ist Gefühl. Das kam heute ganz toll rüber.”

Adrian: “Ich finde es total spannend, wenn die Leute quasi mit dem Fuß auf meinem Board hängen und ich dann Schiss habe, dass sie gleich drauf treten. Das setzt mich immer total unter Spannung, weil man natürlich alles sieht und hört. Solche Auftritte finde ich großartig. Bei einem großen Publikum merkt man nicht, wer einem eigentlich zuhört. Und in einer kleinen Bar bekommst du das mit.”

Alexander:”Wir kommen definitiv nach Hamburg zurück.”

Ihr seid mitten in eurer Tour

Alexander: “Genau, wir sind noch eine Weile unterwegs.”

Auf welche Stadt freut ihr euch besonders?

Adrian: “Wir haben drei Tage Off-Day und fliegen spontan von Köln nach Dublin einen Kumpel besuchen.”

Dann steht jetzt ein Auftritt in Dublin an, oder?

Alexander: “Maby.” (lacht)

Adrian: “Ich soll auf jeden Fall nicht ‘Wonderwall’ spielen, wurde mir ans Herz gelegt. Ich antwortete dann immer ‘Maby’.”

Das wäre doch ein schönes Einstieg für Dublin.

Alexander: “Auf Sicherheit.”

Auf Sicherheit? Sagt man das jetzt so?

Alexander: “Schon seit sechs Jahren. Aus Adrians Heimatstadt, Nordhausen, da kommt das nämlich her. Nordhausen-Doppel-Korn. Und da sagt man das. Und mit den sechs Jahren habe ich gerade gelogen, mindestens schon seit 35 Jahren. Auf Sicherheit!”

Adrian: “Ich bin gerade mal 27 Jahre.”

Alexander: “Ja….das hat dir dein Vater doch erzählt Adrian. Deswegen bist du doch auch entstanden: auf Sicherheit.”

Jungs, soll ich euch eigentlich die Zitate nochmal schicken, bevor wir das veröffentlichen?

Alexander: “Ne, das kannste direkt veröffentlichen.”

Adrian: “Ich dachte, das wird direkt auf Soundcloud gestreamt?”

Ihr seid ja auch unter anderem Namen in der Musikszene unterwegs. Zum Beispiel auch auf der Fusion.

Adrian: “Village People. Ja.”

Das Bier scheint zu wirken. Die Kälte ist unserem lauten Lachen gewichen.

Alexander: “Ne, Fun beiseite. Spaß beiseite. Wir haben ein elektronisches Projekt wo Adrian Gitarre spielt und ich singe und Marc, der DJ, legt dazu auf. Und wir produzieren eigene Techno-Songs, wo wir vor kurzem jetzt auch in Mainz und Wiesbaden waren. Und in Frankfurt. Zwischen 120 und 150 bpm.”

Und auf der Fusion. Wie habt ihr das denn überlebt?

Alexander: “Das war ganz toll. Die Fusion war ein ganz besonderes Erlebnis. Wir haben schon ganz viele Festivals gesehen, aber die Fusion war irgendwie was anderes (alle lachen). Na, da gibt es zum Beispiel einen Zauberwald, mit LED Projektionen in den Bäumen. Man spürt diese Liebe zum Detail. Da sitzen Leute und überlegen sich, wie man die Menschen verzaubern kann. Da gehst du in diesen Zauberwald rein und stehst vor einem Torbogen aus Büchern. Du kannst jede einzelne Seite blättern … .”

Adrian: “Das ist nicht Kommerzielles.”

Alexander: “Ja, dieser Bücherturm.”

Das war eine schöne kleine Anekdote zum Fusion Festival, danke dafür.

Alexander: “Geht zur Fusion. Geht zur Fusion.”

Ihr seid aus 150 Kombos als Vorband für Silbermond ausgewählt worden…

Adrian: “Zweimal waren wir Vorband und das war auch toll.”

Alexander: “Wir hatten eine Kollaboration mit der Band ‘Strandlichter’ aus Bautzen und die sind schon mit den Silbermond Jungs und Mädels im Urlaub gewesen. Und dann war das wie ein großes Klassentreffen und unsere Freundin Marie-Theres Müller aus Hamburg war dabei und hat Fotos geschossen.”

Da hast du mir schon ein bisschen die Frage vorweg genommen, wie sich das so anfühlt, mit einer Band wie Silbermond unterwegs zu sein…

Alexander: “Solche kleinen Events in einer Bar, wie heute Abend, sind natürlich wesentlich intimer. Ich will nicht sagen, dass das interessanter ist, aber anders. Ich fühle mich vor einem Auftritt wie bei Silbermond wesentlich entspannter, wie an einem Abend wie heute. Heute waren 30-40 Leute hier und bei Silbermond waren es 8000 Menschen. Da fühlst du diese Anonymität.”

Bei welchem Event gibt es eigentlich das beste Catering?

Adrian: “Öhm. Das ist eigentlich vollkommen egal. Wichtig ist die Wurstplatte. Wir kommen aus einer Fleischgegend. Aber eigentlich ist es egal. Wichtig ist, dass man sich mit den Leuten gut unterhalten kann und vielleicht noch kühles Blondes dazu. Dann schmeckt auch die Tofuwurst. Oder auch nicht (lacht). Aber im Prinzip ist es egal. Es schmeckt eigentlich überall.”

Irgendwie kommen wir in unserem Gespräch von Catering zu Wurstplatten und zu Fleischtorten. Was eine Fleischtorte genau ist? Na, da bin ich mir immer noch etwas unsicher. Sie sieht aus wie eine Schwarzwälder Kirschtorte, ist aber nur aus Hack, Brot und vielleicht noch ein bisschen Mayo. Irgendwie war ich dann auch verwirrt genug, irgendwie verzaubert und vor allem irgendwie akustisch auf dem nach Hause Weg.

Irgendwie aktustisch gibt es hier: www.boevanberg.de

Neustes Video der Jungs: Haus aus Sand

 

Bild von Christian Wolf